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Wieder-Entdeckung der Viel-Seitigkeit

10/1/2021

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Funky Drummer

Letztes Wochenende war Walter, mein Onkel aus New York, zu Besuch und hat mir - dankenswerterweise - ein paar Bilder aus seinen alten Fotoalben mitgebracht: Zur "Auffrischung" der guten alten Zeit.

Unter anderem ein 30 Jahre altes Bild, auf dem ich, 11 Jahre alt, mit meinem ersten, selbst erworbenen Schlagzeug zu sehen bin: stolz, leidenschaftlich und sehr glücklich.
Ain't it funky
Ain't it funky
Ain't it funky
Ain't it funky
One, two, three, four

James Brown in: "Funky Drummer"

Eine "Seite" entwickelt sich

Die Idee Schlagzeug spielen zu wollen setzte sich damals ganz spontan, jedoch vehement und äußerst beständig, während einer Autofahrt mit meinem Vater, in meinem Kopf fest: Abendsommerstimmung in den Weiten des Marchfelds, der Fahrtwind in den Haaren. Es spielte den "Funky drummer" von James Brown im Autoradio. Dieser einzigartige, funkige und sehr coole Beat riss mich mit. Meine Finger begannen am Rand des offenen Autofensters beständig zu klopfen. Der Samen war gelegt: Ähnlich wie Grisu, der kleine Drache, der seiner Feuerwehr-Leidenschaft nicht entkommen konnte wusste ich sofort - ich will Schlagzeuger werden!

Um meiner Leidenschaft schnellstmöglich nachgehen zu können, räumte ich eiligst mein Sparbuch leer und schaffte mir mein erstes Schlagzeug im Musikgeschäft in Deutsch Wagram an - dieses "schöne Ding" in stylischer Goldfarbe. Es folgten unzählige schöne gemeinsame Stunden: im Rhythmus, leidenschaftlich versunken im autodidakten "Anfreunden" mit meinem Instrument, voll im Flow, körperlich intensiv, auspowernd, in der Phantasie auf großen Bühnen spielend, gemeinsam mit meinem Bruder an der Gitarre improvisierend und später dann mit der Internatsband erste aufregende "Gigs". ​Eine neue Seite in mir, von mir, hatte sich entwickelt - ein Teil von mir Selbst. Ein noch heute wichtiger Teil meiner Viel-Seitigkeit - der gelebt werden will.

"Saiten" wieder zum klingen bringen

Diese damals entwickelte Leidenschaft, weckt hier und heute - wenn ich mir dieses Bild ansehe, mich wieder erinnere - so viele schöne Gefühle, regt an: "Saiten" von mir klingen wieder an, kommen zum Vorschein. Fähigkeiten und Möglichkeiten - "mein Spektrum" - das ich als Person habe wird wieder sichtbar und weitet sich. Diese "vergessene" Seite von mir, die in letzter Zeit, aufgrund anderer "Wichtigkeiten", den An- und Herausforderungen des Alltags oder aus anderen "guten Gründen" (die habe ich oft schnell parat - Sie auch?) schon lange nicht zum Klingen kam ist wieder ein Teil von mir - stärker mit mir, meinem Selbst assoziiert.

Das kann sehr hilfreich sein, vor allem in Problemlagen, wenn wir Lösungen, Veränderungsanstöße brauchen - einseitig unterwegs sind. 


Kommt Ihnen das bekannt vor?
​
  • Welche "Saiten" haben Sie schon länger nicht zum klingen gebracht - "liegen brach"? 
  • Welche würden Sie gerne wieder "anklingen" lassen? 
  • Was hält Sie davon ab? Oder ein wenig paradox: Was wäre die "schlimmstmögliche Folge", wenn Sie eine bestimmte Seite wieder zum klingen bringen würden?

Ein-seitig unterwegs

In Rahmen der Begleitung von Kund*innen ist die "Viel-Seitigkeit“ respektive die gelebte "Ein-Seitigkeit" ein häufiges Thema, das wir gemeinsam betrachten. In den anspruchsvollen, primär funktional orientierten Anforderungs- und Erwartungslandschaften ("Funktionswelten") und hoch arbeitsteiligen beruflichen Kontexten, in denen wir uns alle bewegen, bedienen wir häufig nur ein kleines Spektrum unserer Viel-Seitigkeit. Das kann dazu führen, dass sich "dominante" Seiten etablieren, die Führung in "unserer Selbst-Mannschaft" übernehmen. Ein zu viel vom Gleichen, das sich durch unterschiedliche "unbewusste Strategien", zum Beispiel ein "Übertragen" der beruflichen Funktionsrolle in die "Beziehungswelten", manifestiert. Wir fangen an zu "hinken", sind bildlich gesprochen einbeinig in unserem Leben unterwegs. Manchmal macht sich diese "Einseitigkeit" durch eine "diffuse Unzufriedenheit" bemerkbar, die sich stetig ins Bewusstsein drängt. Ein Botschafter unserer Seele: Langweilig! Das kann doch nicht alles sein!

Ein hilfreiches Bild dazu, welches ich von Johann Tomaschek, einem Mentor im Rahmen meiner Coaching-Ausbildung, übernommen habe und häufig in Coachings bzw. den Selbstsorge-Impulsen als Angebot bringe, ist das einer Klaviatur: 

Wir Menschen kommen mit einem breiten Spektrum an Potentialen auf die Welt, einer Klaviatur an Fähigkeiten, Fertigkeiten und Leidenschaften. Im Laufe der Zeit vergessen wir einige davon, schieben sie vielleicht auf die Seite oder „bedienen“ manche Tasten nicht mehr, die wir vielleicht einmal gerne gespielt haben - uns und wichtigen anderen möglicherweise gut getan haben - jetzt aber nicht mehr "en vogue" sind. Wir spielen dann tagein, tagaus C & D, C & D - ein eintöniger Song, das würde James Brown nicht gefallen.

Seiten wieder-entdecken

Vielleicht haben Sie Lust Ihre Viel-Seitigkeit wiederzuentdecken, sich ein klein wenig selbst zu erforschen. Dazu gibt es zahlreiche Möglichkeiten, probieren Sie sich aus:

​Holen Sie Ihre alten Fotos "aus dem Keller". Beim Betrachten der Bilder können Sie mit "alten Leidenschaften" wieder Kontakt aufnehmen - so wie ich im o.a. Beispiel mit dem "Schlagzeuger in mir". Manchmal reaktiviert der Besuch anderer, wichtiger Orte aus Ihrer eigenen Original-Geschichte brachliegende Seiten in uns. Gehen Sie wieder mal Tennis spielen, reaktivieren Sie ein altes Hobby und schauen Sie was passiert. Führen Sie ein "gutes Gespräch" mit einer vertrauten Freundin, einem gut gesinnten Freund, Ihrer Partnerin, Ihrem Partner und stellen sie sich wechselseitig Fragen zu Ihrer persönlichen "Viel-Seitigkeit" - wie zum Beispiel:

  • Welche „Seiten“ hast du zur Verfügung? (Anteile, Fähigkeiten, Interessen, etc.)
  • Was würden wichtige Andere auf diese Frage antworten (Partner, Freunde, Kolleginnen, etc.) ?
  • Welche „Seiten“ hast du schon länger nicht mehr „bespielt“?
  • Hast du eine „Echt?!-Seite“ – eine Seite an dir, die andere sehr überraschen würde, sie vielleicht sogar richtig zum Staunen bringen könnte?
  • Inwiefern könnten wieder(entdeckte) Seiten dir und deinen wichtigen Anderen hier und heute hilfreich sein? Denke dabei an Deine vielseitigen "Anforderungslandschaften.
  • Angenommen, diese Seite könnte sprechen: Was würde Sie dir sagen?
​
Mein Plädoyer: Wichtig ist, dass sie sich mit Ihrer  persönlichen „Viel-Seitigkeit“ - in welcher Form auch immer - auseinandersetzen, damit "Ihr Original-Song" zukünftig auf Ihrer gesamten Klaviatur erklingen kann.

Ihre Viel-Seitigkeit im Coaching erforschen

Manchmal kann es hilfreich sein gemeinsam, methodisch geführt, in einem geschützten, neutralen Rahmen seine Viel-Seitigkeit wiederzuentdecken.

​Mehr zum Coaching-Angebot von OriginalWerk finden Sie hier.

Lust auf Inspiration?

Interaktive Kurzworkshops in der Kleingruppe (mit max. 6 Personen) zu relevanten Aspekten der Selbst(für)sorge. Inhaltliche Impulse und praktische Anregungen, etwas zum "mitnehmen" für Ihre aktuellen und zukünftigen Lebens-Anforderungen und Herausforderungen.

Aktuelle Termine und Anmeldung unter: http://www.OriginalWerk.at/Impulse
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Rainy days

8/28/2021

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Den Hut draufwerfen

Wer hat sie noch nicht erlebt, diese „schweren Tage", diese sogenannten „rainy-days“. Wir kennen diese Stimmung, diesen Erlebniszustand, wo Frau/Mann bildlich beschrieben verzweifelt im Regen steht. Vielleicht sogar große Lust hätte den Hut drauf zu werfen, sich möglicherweise auch nicht mehr sonderlich „mag“: Was kann ich schon? Wer bin ich schon? Wie soll das alles weitergehen? 
Das Electric light Orchestra gibt diese „rainy-day-Stimmung“ im Song „Standing in the rain“ – aus meiner Sicht – sehr treffend wieder: "The good intentions and the pain lay drowned now in the pouring rain."
I'm doing my best but what do I get? The good intentions and the pain lay drowned now in the pouring rain. I tried to be so good this time but here I am under the sky. You try to hide. The good intentions and the pain lay drowned now in the pouring rain.
Electric light Orchestra
in: "Standing in the rain"

Rainy-day letter?

An diesen Tagen könnte es hilfreich sein, einen sogenannten „Rainy-day letter“ in die Hand zu nehmen – parat zu haben. Vorausgesetzt entsprechende Vorbereitungsarbeiten wurden im Vorfeld geleistet. Im Grunde genommen geht es darum, sich in einem ersten Schritt – an einem guten Tag! - bewusst zu machen, (1) welche Ressourcen (zB personale Ressourcen, wie zB Humor, materielle Ressourcen, Freunde, ideelle Ressourcen/Werte, etc.), also Kraftquellen, ich selbst zur Verfügung habe und (2) wie ich in der Vergangenheit schwierige Situationen gemeistert habe, was mir schon gelungen ist, worauf ich stolz bin, was ich bisher schon alles an „Verwirklichtem“ in meiner „Scheune des Lebens“ gesammelt habe.

Diese gesammelten Schätze werden auf ein Blatt Papier geschrieben – der „Rainy-day letter“ ist erstellt und einsatzbereit. Vorteilhaft wäre es nun, wenn der „Rainy-day letter“ immer mit dabei ist, zB an einem sicheren Ort im Geldbeutel verstaut. Wenn er dann kommt der „rainy day“ hat Frau/Mann den „Rainy-day letter“ parat als "stützenden Text" und kann sich darauf besinnen, wieder erinnern UND nicht (!) vergessen:

​Ich habe ganz viele Ressourcen, Gemeistertes und Gelungenes in meiner „Lebensscheune“ - es werden wieder bessere Tage kommen, ich kann vertrauen.
​

Der Blick auf die Ernte

Viktor Frankl der Begründer der Logotherapie und Existenzanalyse spricht in seinem Zeitfluss-Model von den sogenannten "Verwirklichungen", unseren bisher "realisierten Möglichkeiten". Diese sind nicht hin und weg, im "Äther" der Vergangenheit verloren - im Gegenteil. Frankl bietet eine alternative Sichtweise an. Unsere "Verwirklichungen" sind unverlierbar geborgen, hineingerettet in unsere Vergangenheit - in unserer "Scheune des Lebens" (Gruber, 2021). Diese Scheune ist mit der reichen Ernte unseres bisherigen Lebens gefüllt - mit für uns Tragendem. All das bereits Geerntete kann uns Sicherheit geben. Eine tröstende Vorstellung, vor allem in diesen schweren Zeiten, an "rainy days":
„Die innere Lebensgeschichte eines Menschen in ihrer ganzen Dramatik und sogar Tragik ist noch immer eine unvergleichlich größere schöpferische Leistung als der Roman, den jemand geschrieben hat. Irgendwie weiß jeder von uns darum, dass der Gehalt eines Lebens, dass seine Erfülltheit gleichsam irgendwo aufbewahrt bleibt und der durchschnittliche Mensch sieht nur das Stoppelfeld der Vergänglichkeit – aber er sieht nicht die vollen Scheunen der Vergangenheit. Er will, dass die Zeit stillstehe, auf dass nicht alles vergänglich sei, aber er gleicht darin einem Manne, der da wollte, dass eine Mäh- und Dreschmaschine stillsteht und am Platz arbeitet und nicht im Fahren, denn während die Maschine übers Feld rollt, sieht er – mit Schaudern – immer nur das sich vergrößernde Stoppelfeld, aber nicht die gleichzeitig sich mehrende Menge des Korns im Innern der Maschine. So ist der Mensch geneigt, an den vergangenen Dingen nur zu sehen, dass sie nicht mehr da sind, aber er sieht nicht, in welche Speicher sie gekommen. Er sagt dann: sie sind vergangen, weil sie vergänglich sind – aber er sollte sagen, vergangen sind sie, denn ‚einmal‘ gezeitigt, sind sie ‚für immer‘ verewigt.“ (Frankl, 2015)

Haltegriffe (wieder)finden

Gerade in schwierigen Zeiten fällt der Blick auf das bereits Gelungene, Bewältigte, auf das erlebte Schöne oder auf stärkende Begegnungen - auf die Ernte - gar nicht so leicht. Ein "Rainy-day letter" kann hier stützen, ein "Haltegriff" sein.

Manchmal kann es hilfreich sein gemeinsam zu forschen, was einen trägt, um wieder Kraft zu entwickeln für das hier und heute und die Gestaltung des eigenen Lebens.

​Mehr zum Coaching-Angebot von OriginalWerk finden Sie hier.

Quellenverzeichnis
  • Frankl, V. (2015). Der Wille zum Sinn. Hogrefe Verlag
  • Gruber, E. (2021). Die Scheune des Lebens - Das Zeitfluss-Modell Viktor E. Frankls. Verfügbar unter: https://vimeo.com/521896459, [19. 04. 2021]
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Das Selbstsorge-Interview | Teil 1

5/28/2021

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Wir müssen nicht perfekt sein

Martina Hammer-Wostal hat mir in Ihrem Podcast "Meditation & Inspiration" ein paar spannende und persönliche Fragen zu meiner Arbeit als Coach und zum Themenbereich der Selbstsorge gestellt.

​Hör oder lies rein, vielleicht ist etwas Anregendes für dich, für deinen persönlichen Weg der Selbstsorge dabei.
Wir erzählen uns immer und immer wieder Geschichten – auch über uns selbst. ​
Gregor Butz

Was kann ich tun?

In der Podcastfolge „Wir müssen nicht perfekt sein“ (#59) habe ich mich auf Inspirationsreise begeben und Gregor Butz für ein Interview getroffen. Gregor ist Life-Coach & Organisationsberater bei OriginalWerk, hat sich auf Selbstsorge spezialisiert und dieses Thema grundlegend in Theorie und Praxis erforscht:
​
​
Vielleicht möchtest du zu Beginn ein wenig darüber erzählen, was dich dorthin gebracht hat, wo du heute stehst? Hat es in deinem Leben so einen AHA-Moment gegeben, der deinen weiteren Weg beeinflusst hat?
Ich glaube, es ist immer wieder ein „ins Stehen kommen“ – quasi eine Art Prozess. Denke, dass es bisher viele Momente und Personen waren, die mich in irgendeiner Art und Weise beeinflusst haben. Im Grunde genommen oft auch Situationen, die im ersten Moment ein Hindernis darstellten, wo es im Leben schwer war – und ich diese Situationen bewältigen konnte. Daraus habe ich wieder etwas mitgenommen und etwas über mich gelernt, was mir dann in weiterer Folge geholfen hat einen gewissen Weg zu finden.

Ich habe relativ früh, mit 8 Jahren, in Lassee beim Verein bei den C-Knaben, mit dem Fußball spielen begonnen und war ein eher „bummeliges Kind“. Da hatten wir einmal ein Match wo plötzlich jemand hineinschrie: „Tauscht den Butz aus, der ist viel zu langsam!“. Ich muss sagen, objektiv betrachtet hatte er wahrscheinlich recht (lacht), aber es hat mich natürlich sehr gekränkt. Jetzt stellt sich die Frage: "Wie gehst du mit so etwas um?“. Klar, zuerst war ich gekränkt, das hat mich verletzt was der Typ da hineingeschrien hat. Soweit ich mich noch erinnern kann, dachte ich damals „jetzt hau ich den Hut drauf“. Aber dann bin ich zu meinem Vater gegangen und habe ihn gefragt: „Können wir etwas machen? Können wir zu trainieren beginnen?“. Mein Vater war dann so lässig, dass er gesagt hat: „Ja, komm – machen wir etwas!“. Dann haben wir zu trainieren begonnen. Das wurde unser „gemeinsames Ding“ – und mit 14 war ich dann bei der Austria Wien im Fußballinternat.

​Ich bin damals nicht in die „Opfer-Story, sondern in die „Surviver-Story“ hineingegangen. Natürlich mit Ressourcen von Außen, das war mein großer Vorteil. Und es war gut von mir, zu meinem Vater zu gehen und zu fragen: "Können wir etwas tun?“. So wie es oft im Coaching eine wichtige Frage ist: „Was kann ich tun?“. So hat sich das Ganze  „Werkl“ dann weiterbewegt.

Geschichten über uns selbst

Du hast es schon angesprochen, du bist nicht in die Opfer-Geschichte gegangen und das ist für einen 8-jährigen Buben ganz schön erstaunlich. Ich glaube, das ist auch etwas, was dich in deiner Arbeit antreibt: Die Menschen aus Ihrer Opfer-Geschichte oder aus Ihren Stories, die sie selbst über sich schreiben oder die vielleicht auch jemand anderer über sie geschrieben hat, behutsam herauszuführen.
Ja, oft auch verfestigte „Wahrheiten“, die fast schon dogmatisch erscheinen. Wahrheiten, die unhinterfragt bleiben. Letzte Woche hatte ich zum Beispiel einen Kunden im Coaching, der sehr oft davon gesprochen hat, wie Arbeit „zu sein hat, sein muss“, wie Arbeit für ihn „ist“. Arbeit „ist“ für ihn zum Beispiel stark mit Freudlosigkeit verbunden – das ist für ihn ganz normal. Das wiederholt dieser Kunde immer wieder in einer entsprechenden Tonalität. Das macht etwas mit einem. Denn wir Menschen sind Geschichtenerzähler.

Wir erzählen uns immer und immer wieder Geschichten – auch über uns selbst. Und diese Geschichten über einen selbst können dann zu „Wahrheiten“ werden. Genau dort ist es meine Aufgabe als Coach, als Rahmengeber, als „hilfreiche Umwelt“ – könnte man sagen - für die Kund*innen Unterschiede „einzustreuen“, „Zweifel zu säen“, zu hinterfragen: „Ist das wirklich so? Was macht dich so sicher, dass das so sein muss?“. Um diese Geschichten ein klein wenig „aufzuweichen“ und dann möglicherweise neue „Story-lines“ einzubauen - gemeinsam! Also nicht von mir, sondern als Angebot von mir neue „Konstruktionen“ gemeinsam zu entwickeln.

Wann war es anders?

Um bei diesem Beispiel zu bleiben, wann ist diesen Menschen die Freude abhanden gekommen? Geht es in diese Richtung oder sind es Glaubenssätze oder ist das schon mehr, wie du sagst? Ist das schon Dogmatik?
Klar gehen wir manchmal ein bisschen in die Vergangenheit. Aber es ist vielleicht gar nicht so wichtig, dass wir die „richtig, richtige Ursache“ finden, warum das so oder so ist. Oft reichen einfach „gute Gründe“. Und „gute Gründe“ können Gründe sein, die es für einen, für die Kundin den Kunden, gut erklären - die es verstehbarer machen. Danach ist es dann eher wichtig zu schauen: „Was ist denn die Sehnsucht?“. Dass wir nach vorn schauen, was sind denn die Wünsche, wie würde sich dieses Wünschenswerte bemerkbar machen? In dieser Phase kann es oft hilfreich sein ein wenig „problemdistanzierend“ zu arbeiten. Wann waren zum Beispiel einmal Ausnahmen von diesen Problemlagen? Da fällt den Kund*innen wieder etwas ein, sie erinnern sich wieder, dass es auch einmal Ausnahmen gegeben hat, wo es anders war - wo es schöner war.

​Ich habe zum Beispiel mit einem Kunden gearbeitet, der in den ersten 2 Stunden hauptsächlich über seinen Tätigkeitsbereich, seine Aufgaben in seiner Organisation gesprochen hat. In der 3 Stunde hat er dann – ich weiß gar nicht mehr so recht wie wir dort hingekommen sind – über einen Tisch gesprochen, den er einmal „getischlert“ hat. Vorausgehend war eine Ausnahmenfrage (Anmerkung: Ausnahme vom "Problemerleben"), das heißt: „Wann war es einmal anders – egal in welchem Kontext?“. Dann ist er in den Hobbybereich „geswitcht“ und hat erzählt, wie er einen Tisch hergestellt hat - und dieser Mensch hat eine ganz andere „Position“ bekommen. Er ist aufrechter gesessen, er hat gestrahlt, er war von der Gestik und Mimik her plötzlich viel beweglicher. Das ist genau so ein Moment wo man im Coaching gut weiterarbeiten, herausarbeiten kann: Was war da, was dir so eine Kraft gegeben hat, was dir so getaugt hat, was dir so einen Flow gebracht hat? Wie könntest du das vielleicht in andere Kontexte übertragen?

Innen- und Außenorientierung

Du arbeitest im Coaching, das hast du schon gesagt. Du arbeitest einerseits mit Führungskräften und legst andererseits den Fokus sehr stark auf das Thema Selbstsorge und Selbstwirksamkeit. Wie bist du auf dieses Thema gekommen? Was macht dieses Thema so spannend für dich?
Erstens merke ich im Coaching mit Kunden immer wieder, dass diese eine irrsinnig starke „Außenorientierung“ an den Tag legen. Im Sinne von „was müssen sie in ihrer Funktion erfüllen“, das Erfüllen der äußeren Anforderungen. Aus meiner professionellen Haltung heraus bin ich als Coach dazu da ein wenig Unterschiede „einzustreuen“, unterschiedsbildend zu arbeiten. Das heißt, dass ich versuche - zusätzlich zur meistens bereits "gut ausgebauten" Außenorientierung - eine Innenorientierung anzubieten: UND (!). Das heißt, dass der Kunde ein wenig hinschaut: Das will dein Unternehmen, das wollen die Kunden, das will vielleicht die Gesellschaft von dir oder das sind deine Ideen dazu, was die Gesellschaft von dir will oder was du noch für Karriereschritte machen musst, was du noch für Ausbildungen machen musst UND(!) wie schaut es jetzt eigentlich mit dir aus? Was willst du? Das gilt es schön sukzessive aufzubauen und das ist ein Teil der Selbstsorge, in meinem Verständnis, das man so eine Art „Innenorientierung“ aufbaut – ZUSÄTZLICH (!) zur Außenorientierung. Um dann fester, auf beiden Beinen zu stehen: Ein „Innen- und ein Außenorientierungsbein“ zu haben.
​
Weiters habe ich begonnen mich mit dem französischen Philosophen, Diskursanalytiker Michel Foucault zu befassen. Da gibt es ein Buch mit dem Titel „Hermeneutik des Subjekts“, das ist recht anspruchsvoll, aber es geht – es sind Texte aus einer seiner Vorlesungen. In diesen Vorlesungen hat er sich stark mit dem Thema der Selbstsorge beschäftigt und es diskursanalytisch beleuchtet. Ich habe es sehr spannend gefunden, dass die Selbstsorge so ein „ewiges Thema“ ist. Das der Mensch sich, bereits in der griechischen Antike oder in der römischen Kaiserzeit und schon davor, immer wieder mit der Selbstbeziehung beschäftigt hat - mit unterschiedlichen Zweckbezügen und Ausrichtungen.

​In einem der berühmten Dialoge von Platon (Anmerkung: Alkibiades I/II) zum Beispiel spricht Sokrates mit Alkibiades. Alkibiades ist ein junger Mann, aus dem bürgerlichen Bereich, politisch ambitioniert. Sokrates führt ihn mit seiner speziellen Art und Weise, der sokratischen Vorgehensweise, mit Fragen und hinterfragen (Anmerkung: „Mäeutik“, abgeleitet von der Hebammenkunst) hin zu der Erkenntnis, dass er, bevor er in eine Regentschaft geht, eine Regierungsfunktion übernimmt, schauen sollte, dass er sich um sein Selbst – seine Seele - sorgt. Die Grundaussage ist: Schau mal, dass du dich selbst besser kennst, über dich Bescheid weißt, über deine Muster, mach dich fit, um dann in weiterer Folge überhaupt für andere gut da sein, verfügbar sein zu können. Ja und in der römischen Kaiserzeit der „Soldatenkaiser“ Marc Aurel, der in seinen Selbstbetrachtungen – wie dieses Werk heißt - Tagebuch führt und reflektiert, bis ins kleinste Detail, wie er seine Tage gestaltet, mit sich in den Dialog geht.
​
Das Thema der Selbstsorge hat eine ziemliche Tradition und es ist sehr facettenreich. Beispielsweise im gesundheitspsychologischen Bereich gibt es Ideen dazu, im Sinne von Veränderung von Gesundheitsverhalten oder im soziologischen Bereich und das taugt mir, weil ich da meine vielseitigen Interessen, meine Vielseitigkeit ausbreiten kann. Das kommt dann wiederum meinen Kundinnen und Kunden zu Gute, weil diese an unterschiedlichen Orten andocken können.

Teil 2 des Interviews

Weiterlesen? Link zum 2 Teil des Selbstsorge-Interviews.

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Literaturempfehlungen
  • Buber, M. (2018). Der Weg des Menschen. Güthersloher Verlagshaus
  • Foucault, M. (2009). Hermeneutik des Subjekts. Suhrkamp Verlag
  • Schmid, W. (2017). Schönes Leben?. Suhrkamp Verlag
  • Tsültrüm, A. (2009). Den Dämonen Nahrung geben. Arkana
  • Wolfers, M. (2017). Freunde fürs Leben –
    Von der Kunst mit sich selbst befreundet zu sein. adeo
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    In diesem Blog verschriftliche ich Gedanken, Überlegungen und Impulse im Zusammenhang mit meiner Tätigkeit als Coach und Organisations-Berater. Gespeist werden die Beiträge durch persönliche Erlebnisse, Inspirationen oder einfach Gedanken, die ich  gerne teilen möchte.

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