OriginalWerk: Coaching, Impulse und Beratung
  • Angebot
  • Coaching
    • Walk & Talk
  • Impulse
  • Programme
    • Selbstsorge-Kompetenz
    • Führungs-Kompetenz
  • Beratung
  • Kontakt
    • Newsletter
  • Blog

Das magische "Und"

1/26/2022

0 Kommentare

 
Bild

Wir Leben in Spannungsfeldern

­Letztens in einer Coaching-Einheit (anonymisiert dargestellt), schildert mir eine Kundin “ihr Dilemma”: "Ich ärgere mich so über meine Kollegin, aber wieso eigentlich, sie ist oft wirklich total hilfsbereit und hat viel drauf. Aber trotzdem mag ich ihre Art nicht immer alles besser zu wissen - das nervt mich total. Ich müsste doch damit umgehen können, aber …".
"Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt"­
Ludwig Wittgenstein (1889 - 1951)

Schaukelbewegungen

Viele “Aber” können für mich als Coach Hinweise für “Schaukelbewegungen” sein, Spannungsfelder, die die Kundin, der Kunde erlebt. Wir Menschen sind “Ambivalenzwesen”, ich würde sogar noch eins drauflegen und sagen, wir sind "Multivalenzwesen". Wir leben in zahlreichen Spannungsfeldern, erleben immer wieder "Zerrissenheit" in unserem Alltag:

​Im “Außen”, zwischen unseren zahlreichen Lebensdomänen, in denen wir uns tagtäglich “bewegen”. In Kontakt mit wichtigen Anderen, in Arbeitsbeziehungen - wie das oben angeführte Beispiel zeigt - oder in der Beziehung zu uns selbst. So wie Goethe es treffend im seinem Faust schildert: „Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust. Die eine will sich von der andern trennen.“

​Dieses erleben von “Uneindeutigkeit" kann Unsicherheit in uns erzeugen und den Drang diese "auflösen" zu wollen - Eindeutigkeit zu "erzeugen", wo diese womöglich nicht zu finden ist oder dazu führt, dass wir "im Problemsumpf stecken bleiben”.

"Und" statt "Aber"

Manchmal kann es in solchen Situationen hilfreich sein, sprachlich eine ganz kleine Veränderung “einzuführen”. Statt dem "Aber" das ambivalente subjektive Erleben mit “Und” zu verbinden - beispielhaft: Ich ärgere mich und ich erlebe die Kollegin als hilfsbereit und manchmal nervt mich Ihre besserwisserische Art und ich will einen Umgang finden und ich schaffe es manchmal noch nicht und sie ist hilfsbereit und hat viel drauf".

Die Folgen können “magisch” sein, im Sinne einer “zauberhaften Wirkung”. Dieser "sprachliche Trick" kann helfen die Ambi-/Multivalenzen zuzulassen, zu akzeptieren, “stehenlassen” zu können - und “weiterzugehen”, statt die reale Viel-Seitigkeit unseres Lebens “auflösen” zu wollen. Das “Und” ist der Lebensrealität wahrscheinlich näher als das “Aber”- es weitet die Perspektive -das “Aber” kann sie manchmal einengen. Zusätzlich hilft das "mentale Kontrastieren", dh das Wechseln zwischen den Perspektiven (zB zwischen positiver, negativer Bewertung oder zwischen Wunsch, Ergebnis und Hindernis, etc.) eine ausgewogenere Sicht zu bekommen und sich "breiter aufzustellen" ("balanced view"). Das wiederum kann bewirken, dass wir eher "in Bewegung kommen", nicht "im Problem" oder "in der Sehnsucht" hängen bleiben (Oettingen, 2019).

Probieren Sie es aus: “The taste of the pudding is in the eating” ;o)

Lust auf weitere Impulse zur Selbstsorge?

Melden Sie sich zum OriginalWerk-Newsletter an - monatliche und kostenlose Impulse für Ihren persönlichen Weg der Selbstsorge:
​
  • dosierte "Learning-Nuggets" für Ihre persönliche Selbstsorge
  • aktuelle Termine zu öffentlichen Veranstaltungen
    ​(zB Kurzworkshops, Impuls-Vorträge, etc.)
  • neue Inspirationen im Blog
  • spannende Buch-Empfehlungen

Quellen
  • ​Krott, N., Marheinecke, R., Oettingen, G. (2019). Mentales Kontrastieren und WOOP fördern Einsicht und Veränderung. Verfügbar unter: Link [25. 01. 2022]
0 Kommentare

Wieder-Entdeckung der Viel-Seitigkeit

10/1/2021

0 Kommentare

 
Bild

Funky Drummer

Letztes Wochenende war Walter, mein Onkel aus New York, zu Besuch und hat mir - dankenswerterweise - ein paar Bilder aus seinen alten Fotoalben mitgebracht: Zur "Auffrischung" der guten alten Zeit.

Unter anderem ein 30 Jahre altes Bild, auf dem ich, 11 Jahre alt, mit meinem ersten, selbst erworbenen Schlagzeug zu sehen bin: stolz, leidenschaftlich und sehr glücklich.
Ain't it funky
Ain't it funky
Ain't it funky
Ain't it funky
One, two, three, four

James Brown in: "Funky Drummer"

Eine "Seite" entwickelt sich

Die Idee Schlagzeug spielen zu wollen setzte sich damals ganz spontan, jedoch vehement und äußerst beständig, während einer Autofahrt mit meinem Vater, in meinem Kopf fest: Abendsommerstimmung in den Weiten des Marchfelds, der Fahrtwind in den Haaren. Es spielte den "Funky drummer" von James Brown im Autoradio. Dieser einzigartige, funkige und sehr coole Beat riss mich mit. Meine Finger begannen am Rand des offenen Autofensters beständig zu klopfen. Der Samen war gelegt: Ähnlich wie Grisu, der kleine Drache, der seiner Feuerwehr-Leidenschaft nicht entkommen konnte wusste ich sofort - ich will Schlagzeuger werden!

Um meiner Leidenschaft schnellstmöglich nachgehen zu können, räumte ich eiligst mein Sparbuch leer und schaffte mir mein erstes Schlagzeug im Musikgeschäft in Deutsch Wagram an - dieses "schöne Ding" in stylischer Goldfarbe. Es folgten unzählige schöne gemeinsame Stunden: im Rhythmus, leidenschaftlich versunken im autodidakten "Anfreunden" mit meinem Instrument, voll im Flow, körperlich intensiv, auspowernd, in der Phantasie auf großen Bühnen spielend, gemeinsam mit meinem Bruder an der Gitarre improvisierend und später dann mit der Internatsband erste aufregende "Gigs". ​Eine neue Seite in mir, von mir, hatte sich entwickelt - ein Teil von mir Selbst. Ein noch heute wichtiger Teil meiner Viel-Seitigkeit - der gelebt werden will.

"Saiten" wieder zum klingen bringen

Diese damals entwickelte Leidenschaft, weckt hier und heute - wenn ich mir dieses Bild ansehe, mich wieder erinnere - so viele schöne Gefühle, regt an: "Saiten" von mir klingen wieder an, kommen zum Vorschein. Fähigkeiten und Möglichkeiten - "mein Spektrum" - das ich als Person habe wird wieder sichtbar und weitet sich. Diese "vergessene" Seite von mir, die in letzter Zeit, aufgrund anderer "Wichtigkeiten", den An- und Herausforderungen des Alltags oder aus anderen "guten Gründen" (die habe ich oft schnell parat - Sie auch?) schon lange nicht zum Klingen kam ist wieder ein Teil von mir - stärker mit mir, meinem Selbst assoziiert.

Das kann sehr hilfreich sein, vor allem in Problemlagen, wenn wir Lösungen, Veränderungsanstöße brauchen - einseitig unterwegs sind. 


Kommt Ihnen das bekannt vor?
​
  • Welche "Saiten" haben Sie schon länger nicht zum klingen gebracht - "liegen brach"? 
  • Welche würden Sie gerne wieder "anklingen" lassen? 
  • Was hält Sie davon ab? Oder ein wenig paradox: Was wäre die "schlimmstmögliche Folge", wenn Sie eine bestimmte Seite wieder zum klingen bringen würden?

Ein-seitig unterwegs

In Rahmen der Begleitung von Kund*innen ist die "Viel-Seitigkeit“ respektive die gelebte "Ein-Seitigkeit" ein häufiges Thema, das wir gemeinsam betrachten. In den anspruchsvollen, primär funktional orientierten Anforderungs- und Erwartungslandschaften ("Funktionswelten") und hoch arbeitsteiligen beruflichen Kontexten, in denen wir uns alle bewegen, bedienen wir häufig nur ein kleines Spektrum unserer Viel-Seitigkeit. Das kann dazu führen, dass sich "dominante" Seiten etablieren, die Führung in "unserer Selbst-Mannschaft" übernehmen. Ein zu viel vom Gleichen, das sich durch unterschiedliche "unbewusste Strategien", zum Beispiel ein "Übertragen" der beruflichen Funktionsrolle in die "Beziehungswelten", manifestiert. Wir fangen an zu "hinken", sind bildlich gesprochen einbeinig in unserem Leben unterwegs. Manchmal macht sich diese "Einseitigkeit" durch eine "diffuse Unzufriedenheit" bemerkbar, die sich stetig ins Bewusstsein drängt. Ein Botschafter unserer Seele: Langweilig! Das kann doch nicht alles sein!

Ein hilfreiches Bild dazu, welches ich von Johann Tomaschek, einem Mentor im Rahmen meiner Coaching-Ausbildung, übernommen habe und häufig in Coachings bzw. den Selbstsorge-Impulsen als Angebot bringe, ist das einer Klaviatur: 

Wir Menschen kommen mit einem breiten Spektrum an Potentialen auf die Welt, einer Klaviatur an Fähigkeiten, Fertigkeiten und Leidenschaften. Im Laufe der Zeit vergessen wir einige davon, schieben sie vielleicht auf die Seite oder „bedienen“ manche Tasten nicht mehr, die wir vielleicht einmal gerne gespielt haben - uns und wichtigen anderen möglicherweise gut getan haben - jetzt aber nicht mehr "en vogue" sind. Wir spielen dann tagein, tagaus C & D, C & D - ein eintöniger Song, das würde James Brown nicht gefallen.

Seiten wieder-entdecken

Vielleicht haben Sie Lust Ihre Viel-Seitigkeit wiederzuentdecken, sich ein klein wenig selbst zu erforschen. Dazu gibt es zahlreiche Möglichkeiten, probieren Sie sich aus:

​Holen Sie Ihre alten Fotos "aus dem Keller". Beim Betrachten der Bilder können Sie mit "alten Leidenschaften" wieder Kontakt aufnehmen - so wie ich im o.a. Beispiel mit dem "Schlagzeuger in mir". Manchmal reaktiviert der Besuch anderer, wichtiger Orte aus Ihrer eigenen Original-Geschichte brachliegende Seiten in uns. Gehen Sie wieder mal Tennis spielen, reaktivieren Sie ein altes Hobby und schauen Sie was passiert. Führen Sie ein "gutes Gespräch" mit einer vertrauten Freundin, einem gut gesinnten Freund, Ihrer Partnerin, Ihrem Partner und stellen sie sich wechselseitig Fragen zu Ihrer persönlichen "Viel-Seitigkeit" - wie zum Beispiel:

  • Welche „Seiten“ hast du zur Verfügung? (Anteile, Fähigkeiten, Interessen, etc.)
  • Was würden wichtige Andere auf diese Frage antworten (Partner, Freunde, Kolleginnen, etc.) ?
  • Welche „Seiten“ hast du schon länger nicht mehr „bespielt“?
  • Hast du eine „Echt?!-Seite“ – eine Seite an dir, die andere sehr überraschen würde, sie vielleicht sogar richtig zum Staunen bringen könnte?
  • Inwiefern könnten wieder(entdeckte) Seiten dir und deinen wichtigen Anderen hier und heute hilfreich sein? Denke dabei an Deine vielseitigen "Anforderungslandschaften.
  • Angenommen, diese Seite könnte sprechen: Was würde Sie dir sagen?
​
Mein Plädoyer: Wichtig ist, dass sie sich mit Ihrer  persönlichen „Viel-Seitigkeit“ - in welcher Form auch immer - auseinandersetzen, damit "Ihr Original-Song" zukünftig auf Ihrer gesamten Klaviatur erklingen kann.

Ihre Viel-Seitigkeit im Coaching erforschen

Manchmal kann es hilfreich sein gemeinsam, methodisch geführt, in einem geschützten, neutralen Rahmen seine Viel-Seitigkeit wiederzuentdecken.

​Mehr zum Coaching-Angebot von OriginalWerk finden Sie hier.

Lust auf Inspiration?

Interaktive Kurzworkshops in der Kleingruppe (mit max. 6 Personen) zu relevanten Aspekten der Selbst(für)sorge. Inhaltliche Impulse und praktische Anregungen, etwas zum "mitnehmen" für Ihre aktuellen und zukünftigen Lebens-Anforderungen und Herausforderungen.

Aktuelle Termine und Anmeldung unter: http://www.OriginalWerk.at/Impulse
0 Kommentare

Das Selbstsorge-Interview - die Fortsetzung | Teil 2

5/28/2021

0 Kommentare

 
Bild

Wir müssen nicht perfekt sein

Martina Hammer-Wostal hat mir in Ihrem Podcast "Meditation & Inspiration" ein paar spannende und persönliche Fragen zu meiner Arbeit als Coach und zum Themenbereich der Selbstsorge gestellt.

​Hör oder lies rein in den 2 Teil dieses Interviews, vielleicht ist etwas Anregendes für dich, für deinen persönlichen Weg der Selbstsorge dabei. 

​Den ersten Teil des Interviews findest du hier.
Eine Idee wäre zum Beispiel, dass man sich als „Lernwesen“ sieht oder als „spielerisches Wesen“, als „neugieriges Wesen“​
Gregor Butz

Kurvenkompetenz

Das klingt alles sehr spannend und fundiert, sehr ausgearbeitet. Diese Selbstreflexion, diese Innenschau, sich mit sich selbst, mit seinen Mustern zu beschäftigen, das fällt manchen so schwer, weil glaube ich die Angst davor groß ist – oder was macht das so schwer?
Aus der Gesundheitspsychologie gibt es Modelle, die auf ein paar Punkte hinweisen, wo man draufschauen könnte – die es möglicherweise so schwer machen. Ganz ein häufiger Punkt ist zum Beispiel, dass Selbstsorge überhaupt kein Thema mehr ist, dass es vergessen wird. Wir leben alle in einer sehr herausfordernden Zeit – auch vom Zeitgeist her – viele, viele Anforderungen, Inputs. Gunther Schmid, der Begründer der Hypnosystemik hat den Begriff der „Zuvielisation“ geprägt, den ich recht passend finde. Ja und da kann es in solchen Zeiten passieren, dass „das Selbst“ sich vergisst – in gewisser Weise. Dann gilt es halt wieder jemanden schrittweise dort hin zu führen: Aha, und wie geht es dir jetzt damit? Wieder spüren zu lernen, die eigenen Bedürfnislagen wiederzuerkennen.
​
In der Selbstsorge gibt es auch so eine Art Spektrum. Ich kann zum Beispiel auf einer Skala von 1 bis 10 sagen: Auf 1 bin ich in der „Selbstvernachlässigung“ und bei 10 bin ich möglicherweise auf dem totalen „Ego-Trip“. Da verwende ich in meinen Coachings oder in den Vorträgen oft den Begriff der „Kurvenkompetenz“. Das ich spüren lerne, wo bin ich den auf dieser Skala gerade unterwegs? Spüren, wann es in die Selbstvernachlässigung geht – manchmal gibt es körperliche Symptome, wie schlechterer Schlaf, sorgenvolle Gedanken oder fahriges Verhalten, schnelleres Sprechen, schnelleres, ständiges Tun („Aktionitis“) – fast schon maschinell. Das wären zum Beispiel so Hinweisgeber, im Sinne von: „Achtung jetzt braucht es vielleicht wieder ein wenig Zeit, ein wenig Selbstbetrachtung!“. Wieder hinzuschauen: Wo stehe ich? Wie geht es mir dort? Ist das der Ort wo ich sein will? Brauche ich mehr dieses oder jenes? Und in die andere Richtung genau so, in Richtung „Ego-Trip“. Selbstsorge ist nicht die Idee, dass man jetzt ständig besorgt durch die Welt läuft und sagt: „Ui, hoffentlich mache ich die Selbstsorge jetzt richtig, richtig gut“.
Sondern Selbstsorge ist ja auch ein Prozess - wie alles, oder?
Ja, auf jeden Fall. Interessant ist ja auch der Begriff der „Sorge“, der indogermanische Wurzeln hat. Da gibt es zwei Bedeutungen und zwar „sergh“ und „suergh“. Zwei unterschiedliche Bedeutungen – die erste, ist diese ängstliche, seelisch belastende Sorge, die wir alle kennen: Ich sorge mich, ich bin besorgt. Die andere Bedeutung ist dieses „kümmern“. Da geht es um ein Verantwortungsverhältnis zu einem anvertrauten Wesen. Dieses anvertraute Wesen wäre im Kontext der Selbstsorge das eigene Selbst. Das natürlich keine fixe Instanz ist, sondern es verändert sich auch, aber es ist eine sehr wichtige, integrierende Instanz von unseren vielen „inneren Anteilen“, die wir "haben".

Domänen der Selbstsorge

Wenn ich abseits von Coaching mit Selbstsorge anfangen will - kannst du uns da ein Werkzeug in die Hand geben? Du hast schon gesagt: die Selbstbetrachtung, die Selbstreflexion, die Skala von 1 bis 10 – gibt es da etwas, was du uns mitgeben könntest?
Da gibt es sehr viel. In habe in meinem Modell 5 Bereiche – ich sage immer dazu die „5 Domänen der Selbstsorge“ identifiziert.
​
Eine Domäne ist zum Beispiel die Selbstfreundschaft, die Selbstbeziehung. Hier ist eben die Frage: Wer bin ich als menschliches Wesen? Eigentlich fast anthropologisch betrachtet. Da gibt es ja viele Ideen dazu. Eine Idee wäre zum Beispiel, dass man sich als „Lernwesen“ sieht oder als „spielerisches Wesen“, als „neugieriges Wesen“. Wir Menschen haben die Fähigkeit zur Veränderung und wir „müssen“ uns ja auch immer wieder in gewisser Weise verändern, weil Konstellationen da sind, die Veränderung fordern. Und in diesen Situationen der Veränderung ist es nicht allzu hilfreich, zu streng zu sich zu sein. Eine maschinelle Metapher von sich selbst zu haben. Das merke ich in den Coachings sehr oft, diese Strenge, diese Selbstentwertung, fast schon „Selbstgeißelungsprozesse“. In solchen Übergangssituationen biete ich Kund*innen oft das Bild eines „jungen Welpen“ an. Dieser ist ständig in Übergangssituationen, in Veränderung, der muss viel lernen, wo er „Pipi-machen“ darf, was er dort darf, was er nicht darf. Stell dir vor, wie du mit so einem lernenden Welpen umgehen würdest?
Liebevoll ...
Liebevoll – ja! Oder, wenn du dir selbst ein guter Freund wärst, wie würdest du in dieser Situation mit dir umgehen?
Ich würde ihm ein angenehmes Umfeld bereiten, ich würde liebevoll sein, ich würde zugewandt sein ...
Ich denke das ist ein ganz wichtiger Punkt, diese Selbstbeziehung. Mich zu akzeptieren auch mit meinen „cracks“, die ich habe – ohne perfekte Angebote liefern zu müssen. 
Nicht den Anspruch haben perfekt sein zu müssen ... 
Genau – und dann gibt es noch weitere Domänen, zum Beispiel die Viel-Seitigkeit. Da ist mein Angebot seine Vielseitigkeit wiederzuentdecken: die innere und die äußere Vielseitigkeit. In Kontakt zu gehen mit seinen „Seiten“, auch mit jenen, die man vielleicht manchmal gar nicht so an sich mag: die Angst, die Wut oder den Ärger. Oft machen wir es ja eher so wie Herakles bei der „Hydra“. Das vielköpfige Ungeheuer aus der griechischen Mythologie mit den Schlangenköpfen. Wir graben ein tiefes Loch, dann rein mit der „Angst“ und es wird schon nichts mehr passieren. Aber das Problem ist, dass diese Seiten, dann eher größer, dominanter werden. Diese Seiten klopfen dann an im „inneren Wohnzimmer“ und sagen laut: "Hallo! Hallo!". Manchmal hilft es da in den Kontakt mit diesen Seiten zu gehen und man wird möglicherweise merken, dass diese Seiten, zum Beispiel die Angst, auch hilfreich sein will, Hinweise geben will. Diese Angst oder die Wut oder der Ärger wollen gehört werden – oder die Kreativität, Seiten die schon lange nicht mehr „bedient“ worden sind.

Bei Menschen die unzufrieden sind könnte es eine Idee sein hinzuschauen, ob man zu einseitig unterwegs ist. Ein Ausbildner der European Systemic Business Academy, wo ich die Coaching-Ausbildung absolviert habe, der Johann Tomaschek, hat immer gesagt: Wir Menschen kommen mit einer Klaviatur zur Welt und dann mit 18, 20, 30, 40 drücken wir Taste C, Taste D und Taste C und Taste D – und jetzt wäre eben die Idee zu schauen, welche Seiten würde ich gerne wieder „spielen“ und schauen was passiert ... 

Und dann gibt es noch 2 Bereiche: Die Orientierung, sich immer wieder orientieren, Ziele entwickeln, Sinnthemen und ganz wichtig die WIR-Welten: Ich, mein Selbst in Beziehung. Die Idee wäre sich ein gutes Ich-Standbein aufzubauen, um besser in den Beziehungs-Welten zu stehen. Wir kennen das ja im Alltag mit Kindern. Wenn wir als Eltern gut für uns sorgen, dann können wir für unsere Kinder anders verfügbar sein. 

Ästhetik der Existenz

Die Anforderungen von Außen sind hoch. Wir haben verschiedene und viele Rollen. Du bis ein liebender Familienvater, ein Ehemann, du bist in der Ausbildung zum Psychotherapeut, arbeitest als Coach. Du arbeitest mit ganz unterschiedlichen Gruppen als Coach. Da muss man schon schauen, dass man sein Ich stärkt und sein Ich in die Mitte stellt.
Ja, und sich auch zu überlegen: Wie will ich es eigentlich anlegen? Das geht in Richtung Selbstbestimmung, die von Michel Foucault stark ins Zentrum gestellt wurde. Zu versuchen eine eigene "Ästhetik der Existenz“ zu entwickeln. Ich finde diese Idee sehr schön. Eine ganz interessante, neuartige Betrachtungsweise in Anbetracht der heutigen Zeit mit "techniklastigen" Trendbewegungen, wie zB Digitalisierung. Hier zu sagen: Ich stelle „das Schöne“ wieder in den Mittelpunkt meines Lebens. Wie kann ich für mich und meine Familie eine schöne Existenz gestalten? Eine, wo vielleicht am Ende des Lebens ein anderer sagen würde: „Die oder der hat ein schönes Leben gelebt“. Das könnte schon eine interessante Inspiration sein: Seine eigene "Ästhetik der Existenz“ zu entwickeln. Natürlich – die Anforderungen im Außen gibt es. Aber ich will schon der sein, der entscheidet: Diese Anforderung "so", das "mehr so" oder vielleicht gar nicht und nicht alles perfekt (!) – sonst werden wir untergehen und es könnte schwierig werden (lacht).

Sich inspirieren lassen - sich ausprobieren

Eine Frage, die ich zum Abschluss noch gerne meinen Podcast-Gästen stelle: Wie sorgst du selbst für Entspannung? Wie tankst du Energie?
(lacht) Wie sorge ich selbst für Entspannung? Also was ich sehr gerne mache, ich stehe ein wenig früher auf und lese. Haue mich in den Hängesessel rein und lese. Ich lese gerne und da habe ich so meine 1-2 oder vielleicht sogar 3 Stunden am Wochenende, wenn die Familie länger schläft und kann dann in Ruhe lesen, mache mir ein wenig Notizen, lasse mich inspirieren. Was ich gerne mache ist Musik. Ich spiele selbst ein wenig Ukulele, da mag ich den Klang. Manchmal eben auch Dinge, die so gar nichts mit meiner Tätigkeit zu tun haben, sondern mir einfach gut tun – warum auch immer sie mir gut tun. Das möchte ich dann gar nicht so genau wissen (lacht).
Was für mich von der Profession her wichtig ist, dass ich Supervision in Anspruch nehme, um dann Themen, die in der Begleitung bei mir „aufpoppen“ bearbeite – meine blinden Flecken, meine Muster. Für mich ist das eine Art der Selbstsorge, weil ich mich da besser kennenlerne und dann manche belastenden Situationen in der Begleitung einfach anders „nehmen kann“. Weiterbildung, Entwicklung, Selbstreflexion ist ganz wichtig in diesem Bereich. Was gibt es noch? Ja, schon –  Sport ist irrsinnig wichtig. 
Spielst du heute noch gerne Fußball?
Ja, witzigerweise habe gestern ein wenig „gegaberlt“ im Hof. Das mache ich recht gerne. Oder mit den Kindern – da haben wir jetzt so ein kleines Tor im Garten, wo wir Handball spielen. Regelmäßig unregelmäßig fahre ich mit dem Ergometer. Das ist für mich so ein ganz stupides Fahren, eine halbe, dreiviertel Stunde und ich habe das Gefühl, dass ich da runter gehe von diesem Gerät und ein komplett anderer Mensch bin. Ich habe dann andere Ideen, gewisse Dinge, die vorher sehr eng waren in der Wahrnehmung weiten sich – durch die Bewegung. Das ist meins und ich denke jeder hat da so seine Bewegung, die für sie oder ihn hilfreich ist. Das ist etwas, was man einfach spüren kann – ausprobieren. Sich inspirieren lassen.
Ein gutes Stichwort – Danke für deine vielen Inspirationen, danke für deine vielen Impulse. Alle Bücher und Anregungen werden wir im Podcast in die Shownotes stellen. Vielen, vielen Dank, dass du da warst und dir die Zeit genommen hast.
Ich sage Danke! Vielen Dank!

Selbstsorge-Kompetenz stärken

Manchmal kann es hilfreich sein gemeinsam, methodisch geführt, in einem geschützten, neutralen Rahmen seine Selbstsorge-Kompetenz weiterzuentwickeln.

​Mehr zum Coaching-Angebot von OriginalWerk finden Sie hier.

Lust auf Inspiration?

Interaktive Kurzworkshops in der Kleingruppe (mit max. 6 Personen) zu relevanten Aspekten der Selbst(für)sorge. Inhaltliche Impulse und praktische Anregungen, etwas zum "mitnehmen" für Ihre aktuellen und zukünftigen Lebens-Anforderungen und Herausforderungen.

Aktuelle Termine und Anmeldung unter: www.OriginalWerk.at/Impulse

Literaturempfehlungen
  • Buber, M. (2018). Der Weg des Menschen. Güthersloher Verlagshaus
  • Foucault, M. (2009). Hermeneutik des Subjekts. Suhrkamp Verlag
  • Schmid, W. (2017). Schönes Leben?. Suhrkamp Verlag
  • Tsültrüm, A. (2009). Den Dämonen Nahrung geben. Arkana
  • Wolfers, M. (2017). Freunde fürs Leben –
  • Von der Kunst mit sich selbst befreundet zu sein. adeo
0 Kommentare

    Autor

    In diesem Blog verschriftliche ich Gedanken, Überlegungen und Impulse im Zusammenhang mit meiner Tätigkeit als Coach und Organisations-Berater. Gespeist werden die Beiträge durch persönliche Erlebnisse, Inspirationen oder einfach Gedanken, die ich  gerne teilen möchte.

    Informationen zu meinen Angeboten und meinem Hintergrund finden Sie unter OriginalWerk.at
    Bild
    Gregor Butz

    Archiv

    April 2022
    März 2022
    Februar 2022
    Januar 2022
    Oktober 2021
    August 2021
    Mai 2021
    April 2021
    Februar 2021
    Januar 2020
    September 2019

    Kategorien

    Alle
    Abschied
    Albert Camus
    Coaching
    Comics
    Eisvogel
    Emotionen
    Gefühle
    Gelungenes
    Imperfektion
    Inbutz
    Innenorientierung
    Interview
    Kraftquellen
    Kündigung
    Kurvenkompetenz
    Leonard Cohen
    Mentales Kontrastieren
    Michel Foucault
    Narrative
    Podcast
    Rainy-days
    Scheune Des Lebens
    Selbstbeziehung
    Selbstsorge
    Selbstsorge Domänen
    Selbstsorge Kompetenz
    SelfTalk
    Symbolik
    Tragendes
    Unterschiede
    Veränderung
    Vielseitigkeit
    Zeitflussmodell

    RSS-Feed

Inspirationen im Blog

Kundenreferenzen

Bild
Bild
Bild
Bild
Bild
Bild
Bild
Bild
Bild
Bild
Bild

OriginalWerk

Zeit und Raum für Ihre Anliegen - Selbstsorge stärken, Ihr Original behutsam entfalten, ein gutes Miteinander leben
  • Coaching
  • Impulse
  • ​Programme
  • ​Beratung

Kontakt

Ich freue mich auf Ihren Anruf, sprechen wir über Ihre Anliegen.
Mag. (FH) Gregor Butz
​

​​+43 664 547 07 26
Gregor.Butz@OriginalWerk.at

Newsletter

Monatliche "Learning-Nuggets" für Ihre persönliche Selbstsorge, ein gutes Miteinander, Termine zu öffentlichen Workshops und Vorträgen, sowie Neues aus dem OriginalWerk-Blog
Jetzt anmelden!

Standorte

OriginalWerken können wir an folgenden Standorten:
​Universitätsstraße 8/4A
A-1090 Wien
​Schubertgasse 3
A-2000 Stockerau
Impressum | Datenschutz | ​AGB
Foto verwendet unter Lizenz von Creative Commons aus Schwubb
  • Angebot
  • Coaching
    • Walk & Talk
  • Impulse
  • Programme
    • Selbstsorge-Kompetenz
    • Führungs-Kompetenz
  • Beratung
  • Kontakt
    • Newsletter
  • Blog