Mit dem Konzept der TZI ist eine wichtige Idee verbunden. Eine Idee, die hilfreiche Antworten ermöglicht, und zwar auf häufig aufkommende "Dosierungsfragen" bei der Etablierung der eigenen Selbstsorge und puncto "Nähe-Distanz-Fragen" in den Beziehungswelten. Balance & StörungZu den zwei wesentlichen Elementen der TZI gehören das Vier-Faktoren Modell und die grundlegende Denkfigur der dynamischen Balance (Ruth Cohn Insitute, 2022). Jede Gruppe - deren Interaktion und Dynamik - wird gemäß TZI-Konzept durch vier Faktoren bestimmt: die Person ("Ich"); die Gruppeninteraktion ("Wir"), die Aufgabe ("Es"), das Umfeld ("Globe"). Die Denkfigur der dynamischen Balance steht für die gleichzeitige Aufmerksamkeit für diese vier Faktoren. Die Aufgabe der Gruppenmitglieder, im besonderen der Gruppenleiterin/des Gruppenleiters, ist es die Balance "im Sinne eines Spannungsverhältnis zwischen diesen vier Faktoren zu halten“. Diese Idee ermöglicht dialektisches Denken: "'Balance‘ und 'Störung' als zwei ständig vorhandene Größen zu begreifen, die im fruchtbaren Widerspruch eine Entwicklung vorantreiben." (Christ-Fiala, 2016, S 8). Dynamisch meint also, dass die Balance nicht wie bei einer Waage statisch, sondern ähnlich einem Fahrrad nur im Prozess möglich ist. Damit diese Idee des "dynamischen Balancierens" gelingen kann, gibt es einen zentralen Faktor, ein enorm wichtiges und positives Element: "die Störung“. Denn erst durch die Störung wird der Prozess lebendig - dynamisch. Ohne Störung wäre keine Bewegung erforderlich. Erst die Störung stoßt eine Gegenbewegungen an. Zusätzlich ermöglicht die Störung Entwicklungsmöglichkeiten durch die erforderliche "Auseinandersetzung mit Widersprüchen" (Christ-Fiala, 2016, S 7). Ich- und Wir-StandbeinEine kluge Selbstsorge-Praxis benötigt gleichzeitige Aufmerksamkeit für ein wesentliches Spannungsverhältnis, nämlich zwischen dem sogenannten "Ich-Standbein" ("Ich-Welten") und dem "Wir-Standbein" ("Wir-Welten", "Beziehungswelten"), um nicht in die "Einseitigkeit“ zu kippen ("Ego-Trip" oder "Selbst-Vernachlässigung"). Denn "zu viel vom Selben erschöpft einen lebenden Organismus". Entscheidend für "Vitalität und Lebendigkeit" sind "gelingende Wechselspiele". Ein Prinzip, welches sich durch den gesamten Organismus zieht "Ein- und Ausatmung, Schlafen, Anstrengung und Regeneration, Bewegung und Ruhephasen" (Monshi, 2019, S 19) und sich, gemäß Cohn, ebenso auf andere Faktoren des Lebens ausweiten lässt: "'the dynamic balance between our need for security and our willingness to run risks, between feeling and thinking, between femininity and masculinity, between giving and taking, between nearness and distance, between listening and speaking, between activity and quietude, etc.” (Cohn, 1975). KurvenkompetenzAufmerksamkeit heißt somit nicht ein ständiges Ausbalancieren, um stetig – und vielleicht starr – in der "stabilen Mitte" zu verharren, denn das könnte enorm anstrengend werden im "Dschungel des Alltags" oder wie Leonard Cohen in einem seiner Gedichte schreibt "If you don’t become the ocean, you get seasick every day." Gemäß der Idee der dynamischen Balance ginge es eher um die gelingende Pendelbewegung, das "dynamische Ausbalancieren" oder in anderen Worten, um die "Kurvenkompetenz" - das heißt "Kurven gut zu gestalten, ohne dass man hinausgetragen wird." (Lauterbach, 2018, S 18). Eine wesentliche Voraussetzung diese Pendelbewegung zu meistern, respektive nicht aus der Kurve zu triften, wäre somit das Wahrnehmen der Störungen oder Signale - um eine Gegenbewegung anzustoßen. Wir haben als menschliche Wesen psychosomatische "Boardmittel" zur Verfügung, wie zB Körperphänomene ("somatische Marker", zB Anspannung im Bauchbereich, Haut spannt, Rückenschmerzen, etc.) oder Gefühls- und Stimmungslagen, so genannte "inneren Hinweisgeber", die uns "informieren", dass jetzt vielleicht etwas anderes als bisher erforderlich wäre. Beispielsweise mehr Spielerisches, lustvolle Zeit oder mehr Bewegung. Oder wir können auf unsere/n "inneren Beobachter*in“ zurückgreifen, die/der - falls wir aufmerksam hinschauen - "Verhalten" - bzw. hinhören - "Inner-talk", Gedanken - rückmeldet. Dass wir vielleicht schneller werden, im Sinne einer „Überaktivität“, mehr essen, vielleicht in letzter Zeit leichter reizbar sind oder sich Selbstvorwürfe mehren. Eine weitere "Signalquelle" wäre das Feedback von außen, die Reaktionen "wichtiger Anderer", zB Sorgenbekundungen des Partners oder Kritik. Selbst-Aufmerksamkeit - InnehaltenFragen Sie sich: "Verliere“ ich mich in den "Wir-Welten", in der "äußeren Welt", in der "Zuvielisation", in den anspruchsvollen und vielseitigen "Anforderungs- und Erwartungsfeldern" – im Sinne einer Selbst-Vernachlässigung? Und vice versa, verharre ich in der "inneren Welt", den "Ich-Welten", "kreise ich um mich selbst", im vermeintlichen "Ego-Trip"? Wie spürt sich das an? Woran bemerke ich "Einseitigkeiten", welche Störungen kann ich (noch) wahrnehmen oder begrifflich schöner, welche Signale machen mich aufmerksam, dass eine Gegenbewegung ansteht? Dieses Innehalten, Sich-befragen, hineinspüren, dieser Akt der Selbst-Aufmerksamkeit, wäre ein wesentlicher Aspekt der Selbstsorge. Doch wie oft und in welcher Intensität? Einmal so richtig intensiv im Rahmen einer Selbsterfahrung und dann bin ich mit mir im Reinen und kann es lassen. Darüber könnte Heraklith wohl nur milde lächeln, denn er war sich bewusst, dass wir "nicht zweimal in den gleichen Fluss" steigen können, das Leben sich dynamisch entwickelt. Lebensbedingungen und wir als Wesen sind stetig in Veränderung und somit ist wohl eher den weisen Worten des Zisterziensermönchs Bernard de Clairvaux – übrigens an sich selbst gerichtet – zu folgen: "Gönne dich dir selbst. Ich sage nicht: tu das immer. Ich sage nicht: tu das oft. Aber ich sage: tu es immer wieder einmal. Sei, wie für alle anderen, auch für dich selbst da." Selbstsorge-Kompetenz weiterentwickelnManchmal kann es hilfreich sein gemeinsam, methodisch geführt, in einem geschützten und neutralen Rahmen seine Selbstsorge-Kompetenz weiterzuentwickeln. Gerne begleite ich Sie auf diesem Weg. Mehr zum Coaching-Angebot von OriginalWerk finden Sie hier. Quellen
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AusrichtungIn diesem Blog verschriftliche ich hilfreiche Impulse im Zusammenhang mit meiner Tätigkeit im Life- & Business-Coaching, Counseling, Sparring: Persönliche Erlebnisse, Inspirationen, konkrete Anregungen für Ihren persönlichen Weg der Selbstsorge und ein gutes Miteinander.
Falls Sie lieber hören, statt lesen - gerne! Ausgewählte Beiträge stehen Ihnen auch im OriginalWerk Podcast "Selbstsorge-Impulse" zur Verfügung. Informationen zum Angebots-Spektrum von OriginalWerk, sowie meinem Hintergrund finden Sie unter:
www.OriginalWerk.at Viel Freude beim stöbern wünscht Ihnen, Mag. (FH) Gregor Butz Archiv
Juni 2024
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