Rainy-day letter?
An diesen Tagen könnte es hilfreich sein, einen sogenannten „Rainy-day letter“ in die Hand zu nehmen – parat zu haben. Vorausgesetzt entsprechende Vorbereitungsarbeiten wurden im Vorfeld geleistet. Im Grunde genommen geht es darum, sich in einem ersten Schritt – an einem guten Tag! - bewusst zu machen, (1) welche Ressourcen (zB personale Ressourcen, wie zB Humor, materielle Ressourcen, Freunde, ideelle Ressourcen/Werte, etc.), also Kraftquellen, ich selbst zur Verfügung habe und (2) wie ich in der Vergangenheit schwierige Situationen gemeistert habe, was mir schon gelungen ist, worauf ich stolz bin, was ich bisher schon alles an „Verwirklichtem“ in meiner „Scheune des Lebens“ gesammelt habe.
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Diese gesammelten Schätze werden auf ein Blatt Papier geschrieben – der „Rainy-day letter“ ist erstellt und einsatzbereit. Vorteilhaft wäre es nun, wenn der „Rainy-day letter“ immer mit dabei ist, zB an einem sicheren Ort im Geldbeutel verstaut. Wenn er dann kommt der „rainy day“ hat Frau/Mann den „Rainy-day letter“ parat als "stützenden Text" und kann sich darauf besinnen, wieder erinnern UND nicht (!) vergessen:
Ich habe ganz viele Ressourcen, Gemeistertes und Gelungenes in meiner „Lebensscheune“ - es werden wieder bessere Tage kommen, ich kann vertrauen. Der Blick auf die Ernte
Viktor Frankl der Begründer der Logotherapie und Existenzanalyse spricht in seinem Zeitfluss-Model von den sogenannten "Verwirklichungen", unseren bisher "realisierten Möglichkeiten". Diese sind nicht hin und weg, im "Äther" der Vergangenheit verloren - im Gegenteil. Frankl bietet eine alternative Sichtweise an. Unsere "Verwirklichungen" sind unverlierbar geborgen, hineingerettet in unsere Vergangenheit - in unserer "Scheune des Lebens" (Gruber, 2021). Diese Scheune ist mit der reichen Ernte unseres bisherigen Lebens gefüllt - mit für uns Tragendem. All das bereits Geerntete kann uns Sicherheit geben. Eine tröstende Vorstellung, vor allem in diesen schweren Zeiten, an "rainy days":
„Die innere Lebensgeschichte eines Menschen in ihrer ganzen Dramatik und sogar Tragik ist noch immer eine unvergleichlich größere schöpferische Leistung als der Roman, den jemand geschrieben hat. Irgendwie weiß jeder von uns darum, dass der Gehalt eines Lebens, dass seine Erfülltheit gleichsam irgendwo aufbewahrt bleibt und der durchschnittliche Mensch sieht nur das Stoppelfeld der Vergänglichkeit – aber er sieht nicht die vollen Scheunen der Vergangenheit. Er will, dass die Zeit stillstehe, auf dass nicht alles vergänglich sei, aber er gleicht darin einem Manne, der da wollte, dass eine Mäh- und Dreschmaschine stillsteht und am Platz arbeitet und nicht im Fahren, denn während die Maschine übers Feld rollt, sieht er – mit Schaudern – immer nur das sich vergrößernde Stoppelfeld, aber nicht die gleichzeitig sich mehrende Menge des Korns im Innern der Maschine. So ist der Mensch geneigt, an den vergangenen Dingen nur zu sehen, dass sie nicht mehr da sind, aber er sieht nicht, in welche Speicher sie gekommen. Er sagt dann: sie sind vergangen, weil sie vergänglich sind – aber er sollte sagen, vergangen sind sie, denn ‚einmal‘ gezeitigt, sind sie ‚für immer‘ verewigt.“ (Frankl, 2015)
Haltegriffe (wieder)finden
Gerade in schwierigen Zeiten fällt der Blick auf das bereits Gelungene, Bewältigte, auf das erlebte Schöne oder auf stärkende Begegnungen - auf die Ernte - gar nicht so leicht. Ein "Rainy-day letter" kann hier stützen, ein "Haltegriff" sein.
Manchmal kann es hilfreich sein gemeinsam zu forschen, was einen trägt, um wieder Kraft zu entwickeln für das hier und heute und die Gestaltung des eigenen Lebens. Mehr zum Coaching-Angebot von OriginalWerk finden Sie hier.
Quellenverzeichnis
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