Ein Problem kann - vielleicht sogar auf innovative Weise - bewältigt werden, Projekte kommen in Schwung, Konflikte werden überwunden, Mann/Frau kann sich konstruktiv einbringen, etwas beitragen - Veränderung wird realisiert. Doch kann es ein "Zuviel" an Lösungsorientierung geben?
Paraderollen
Lösungsorientierung passt gut zum “agilen Zeitgeist”. Lösungen verhindern "Verzögerungen". Weiter geht's, das (oftmals hohe) Tempo wird beibehalten. Eine - möglicherweise als unangenehm erlebte - Pause wird vermieden. Ein wenig "Innehalten" und "lösungsfreier Raum"? Lieber nicht! Das könnte ja, wie in der Musik “Spannung aufbauen", wer will das schon ;o) …
Tagtäglich versuchen wir "gute Lösungen" zu finden, respektive anzubieten und das in unterschiedlichsten Lebensbereichen. Unsere "Funktionsrollen" - zB Unternehmer*in, Projektmanager*in, Berater*in, Mutter, Vater, Schüler*in, etc., - so gut wie möglich zu bedienen. Natürlich "lösungsorientiert", das versteht sich von selbst. So üben wir uns ein, im "Lösungsorientiert-sein" und viele von uns sind schon recht fit "lösungsorientiert" unterwegs. Vielleicht ist die/der "Problemlöser*in" gar schon zur "Paraderolle" geworden (Hutter, 2013). Perfekt! Oder? Hören statt Lesen - OriginalWerk-PodcastEin “Zuviel” an Lösungsorientierung?!
Ein "Zuviel" - das geht doch gar nicht? Manchmal schon, wie zB außerhalb der "Funktionswelten", in den "Beziehungswelten": Ein einseitiges "Lösungsorientiert-sein" kann Familiensysteme, Partnerschaften, Freundschaften, etc., durchaus überfordern. Bemerkbar wird dies oftmals in sogenannten "Übergangssituationen" von einem Lebensfeld in das andere. Wenn wir beispielsweise vom Arbeitskontext nach Hause "reisen" oder wenn die Kinder schlafen und wir vom "Vater-/Muttersein" ins "Partner*in-sein" switchen. Wenn sich Kontexte quasi "überlagern", sich Rollenanforderungen verändern, uns das jedoch manchmal gar nicht bewusst ist.
Stell dir folgende Situation vor: Deine Partnerin, dein Partner kommt nach Hause und schildert dir, dass der Tag hart war, die Kollegin X "nervig" und im Projekt Z ist wieder nichts weitergegangen. Du als "gute Partnerin, guter Partner" siehst dich nun gefordert. Was würde ein/e geübte/r Problemlöser*in nun wohl machen. Klar doch (!) - einer Problempräsentation folgt sofort eine - richtig (!), eine Lösungssuche deinerseits. Du als versierte/r Problemlöser*in gehst vielleicht sogar einen Schritt weiter, packst deinen "Blaumann" - deine Arbeitskleidung - aus und lieferst eiligst ein fixfertiges "Lösungskonzept" (Meurer, 2019). Problem gelöst! Dennoch wirkt die Partnerin, der Partner (noch) nicht erfreut oder erleichtert, wirkt vielleicht sogar unzufriedener als zuvor? Wie undankbar! Im schlimmsten Fall schämt sich die/der "Beratene", wie unfähig sie/er ist, es wäre doch offensichtlich so leicht gewesen (Wilhelm, 2022, S. 34, zum Begriff und Umgang mit dem "Beschwerdetypus" der "expressiven Beschwerde"). Rotwein bitte!
Das kein Missverständnis entsteht - auch in den "Beziehungswelten" sind Lösungen gefragt, doch nicht nur. Wir suchen als "Beziehungstiere" ebenso Verbindung, Sicherheit, Verständnis, Einfühlungsvermögen, Zuwendung, ein "ich bin OK". Oder "einfach" - wobei, so einfach ist das manchmal gar nicht - ein offenes Ohr beim Anderen, um das "Viele", das auf uns im "Dschungel des Alltags" einprasselt, was uns innerlich "bewegt", einordnen, abschließen zu können, ein klein wenig Bestätigung vom Gegenüber zu erhalten: "Ja, das klingt heftig - war ein harter Tag für dich!".
Der wichtige Andere braucht dann - symbolisch gesprochen - möglicherweise ein ruhiges, gemeinsames Glas “Rotwein” - und uns als "Zuhörer*in" (Meurer, 2019). So könnten wir uns im Alltag - manchmal, nicht immer - ein klein wenig gegenseitig Orientierung schenken, in dem wir beim anderen nachfragen: Rotwein oder Blaumann? Übrigens: Die Frage "Rotwein oder Blaumann?" kann nicht nur in den "Wir-Welten" hilfreich sein, du kannst sie auch in der Beziehung zu dir selbst nutzen. Dich selbst fragen, was du jetzt (eher, zuerst) brauchst - Trost, Selbst-Zuwendung, Selbst-Verständnis, etc. oder eine Problemlösung. Probier es aus: "The proof of the pudding is in the eating". Selbstsorge-Kompetenz weiterentwickeln
Manchmal kann es hilfreich sein gemeinsam, methodisch geführt, in einem geschützten und neutralen Rahmen seine Selbstsorge-Kompetenz weiterzuentwickeln. Gerne begleite ich dich auf diesem Weg.
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AusrichtungIn diesem Blog verschriftliche ich hilfreiche Impulse im Zusammenhang mit meiner Tätigkeit im Life- & Business-Coaching, Counseling, Sparring: Persönliche Erlebnisse, Inspirationen, konkrete Anregungen für Ihren persönlichen Weg der Selbstsorge und ein gutes Miteinander.
Falls Sie lieber hören, statt lesen - gerne! Ausgewählte Beiträge stehen Ihnen auch im OriginalWerk Podcast "Selbstsorge-Impulse" zur Verfügung. Informationen zum Angebots-Spektrum von OriginalWerk, sowie meinem Hintergrund finden Sie unter:
www.OriginalWerk.at Viel Freude beim stöbern wünscht Ihnen, Mag. (FH) Gregor Butz Archiv
Juni 2024
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