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Das Selbstsorge-Interview | Teil 1

5/28/2021

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Wir müssen nicht perfekt sein

Martina Hammer-Wostal hat mir in Ihrem Podcast "Meditation & Inspiration" ein paar spannende und persönliche Fragen zu meiner Arbeit als Coach und zum Themenbereich der Selbstsorge gestellt.

​Hör oder lies rein, vielleicht ist etwas Anregendes für dich, für deinen persönlichen Weg der Selbstsorge dabei.
Wir erzählen uns immer und immer wieder Geschichten – auch über uns selbst. ​
Gregor Butz

Was kann ich tun?

In der Podcastfolge „Wir müssen nicht perfekt sein“ (#59) habe ich mich auf Inspirationsreise begeben und Gregor Butz für ein Interview getroffen. Gregor ist Life-Coach & Organisationsberater bei OriginalWerk, hat sich auf Selbstsorge spezialisiert und dieses Thema grundlegend in Theorie und Praxis erforscht:
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​
Vielleicht möchtest du zu Beginn ein wenig darüber erzählen, was dich dorthin gebracht hat, wo du heute stehst? Hat es in deinem Leben so einen AHA-Moment gegeben, der deinen weiteren Weg beeinflusst hat?
Ich glaube, es ist immer wieder ein „ins Stehen kommen“ – quasi eine Art Prozess. Denke, dass es bisher viele Momente und Personen waren, die mich in irgendeiner Art und Weise beeinflusst haben. Im Grunde genommen oft auch Situationen, die im ersten Moment ein Hindernis darstellten, wo es im Leben schwer war – und ich diese Situationen bewältigen konnte. Daraus habe ich wieder etwas mitgenommen und etwas über mich gelernt, was mir dann in weiterer Folge geholfen hat einen gewissen Weg zu finden.

Ich habe relativ früh, mit 8 Jahren, in Lassee beim Verein bei den C-Knaben, mit dem Fußball spielen begonnen und war ein eher „bummeliges Kind“. Da hatten wir einmal ein Match wo plötzlich jemand hineinschrie: „Tauscht den Butz aus, der ist viel zu langsam!“. Ich muss sagen, objektiv betrachtet hatte er wahrscheinlich recht (lacht), aber es hat mich natürlich sehr gekränkt. Jetzt stellt sich die Frage: "Wie gehst du mit so etwas um?“. Klar, zuerst war ich gekränkt, das hat mich verletzt was der Typ da hineingeschrien hat. Soweit ich mich noch erinnern kann, dachte ich damals „jetzt hau ich den Hut drauf“. Aber dann bin ich zu meinem Vater gegangen und habe ihn gefragt: „Können wir etwas machen? Können wir zu trainieren beginnen?“. Mein Vater war dann so lässig, dass er gesagt hat: „Ja, komm – machen wir etwas!“. Dann haben wir zu trainieren begonnen. Das wurde unser „gemeinsames Ding“ – und mit 14 war ich dann bei der Austria Wien im Fußballinternat.

​Ich bin damals nicht in die „Opfer-Story, sondern in die „Surviver-Story“ hineingegangen. Natürlich mit Ressourcen von Außen, das war mein großer Vorteil. Und es war gut von mir, zu meinem Vater zu gehen und zu fragen: "Können wir etwas tun?“. So wie es oft im Coaching eine wichtige Frage ist: „Was kann ich tun?“. So hat sich das Ganze  „Werkl“ dann weiterbewegt.

Geschichten über uns selbst

Du hast es schon angesprochen, du bist nicht in die Opfer-Geschichte gegangen und das ist für einen 8-jährigen Buben ganz schön erstaunlich. Ich glaube, das ist auch etwas, was dich in deiner Arbeit antreibt: Die Menschen aus Ihrer Opfer-Geschichte oder aus Ihren Stories, die sie selbst über sich schreiben oder die vielleicht auch jemand anderer über sie geschrieben hat, behutsam herauszuführen.
Ja, oft auch verfestigte „Wahrheiten“, die fast schon dogmatisch erscheinen. Wahrheiten, die unhinterfragt bleiben. Letzte Woche hatte ich zum Beispiel einen Kunden im Coaching, der sehr oft davon gesprochen hat, wie Arbeit „zu sein hat, sein muss“, wie Arbeit für ihn „ist“. Arbeit „ist“ für ihn zum Beispiel stark mit Freudlosigkeit verbunden – das ist für ihn ganz normal. Das wiederholt dieser Kunde immer wieder in einer entsprechenden Tonalität. Das macht etwas mit einem. Denn wir Menschen sind Geschichtenerzähler.

Wir erzählen uns immer und immer wieder Geschichten – auch über uns selbst. Und diese Geschichten über einen selbst können dann zu „Wahrheiten“ werden. Genau dort ist es meine Aufgabe als Coach, als Rahmengeber, als „hilfreiche Umwelt“ – könnte man sagen - für die Kund*innen Unterschiede „einzustreuen“, „Zweifel zu säen“, zu hinterfragen: „Ist das wirklich so? Was macht dich so sicher, dass das so sein muss?“. Um diese Geschichten ein klein wenig „aufzuweichen“ und dann möglicherweise neue „Story-lines“ einzubauen - gemeinsam! Also nicht von mir, sondern als Angebot von mir neue „Konstruktionen“ gemeinsam zu entwickeln.

Wann war es anders?

Um bei diesem Beispiel zu bleiben, wann ist diesen Menschen die Freude abhanden gekommen? Geht es in diese Richtung oder sind es Glaubenssätze oder ist das schon mehr, wie du sagst? Ist das schon Dogmatik?
Klar gehen wir manchmal ein bisschen in die Vergangenheit. Aber es ist vielleicht gar nicht so wichtig, dass wir die „richtig, richtige Ursache“ finden, warum das so oder so ist. Oft reichen einfach „gute Gründe“. Und „gute Gründe“ können Gründe sein, die es für einen, für die Kundin den Kunden, gut erklären - die es verstehbarer machen. Danach ist es dann eher wichtig zu schauen: „Was ist denn die Sehnsucht?“. Dass wir nach vorn schauen, was sind denn die Wünsche, wie würde sich dieses Wünschenswerte bemerkbar machen? In dieser Phase kann es oft hilfreich sein ein wenig „problemdistanzierend“ zu arbeiten. Wann waren zum Beispiel einmal Ausnahmen von diesen Problemlagen? Da fällt den Kund*innen wieder etwas ein, sie erinnern sich wieder, dass es auch einmal Ausnahmen gegeben hat, wo es anders war - wo es schöner war.

​Ich habe zum Beispiel mit einem Kunden gearbeitet, der in den ersten 2 Stunden hauptsächlich über seinen Tätigkeitsbereich, seine Aufgaben in seiner Organisation gesprochen hat. In der 3 Stunde hat er dann – ich weiß gar nicht mehr so recht wie wir dort hingekommen sind – über einen Tisch gesprochen, den er einmal „getischlert“ hat. Vorausgehend war eine Ausnahmenfrage (Anmerkung: Ausnahme vom "Problemerleben"), das heißt: „Wann war es einmal anders – egal in welchem Kontext?“. Dann ist er in den Hobbybereich „geswitcht“ und hat erzählt, wie er einen Tisch hergestellt hat - und dieser Mensch hat eine ganz andere „Position“ bekommen. Er ist aufrechter gesessen, er hat gestrahlt, er war von der Gestik und Mimik her plötzlich viel beweglicher. Das ist genau so ein Moment wo man im Coaching gut weiterarbeiten, herausarbeiten kann: Was war da, was dir so eine Kraft gegeben hat, was dir so getaugt hat, was dir so einen Flow gebracht hat? Wie könntest du das vielleicht in andere Kontexte übertragen?

Innen- und Außenorientierung

Du arbeitest im Coaching, das hast du schon gesagt. Du arbeitest einerseits mit Führungskräften und legst andererseits den Fokus sehr stark auf das Thema Selbstsorge und Selbstwirksamkeit. Wie bist du auf dieses Thema gekommen? Was macht dieses Thema so spannend für dich?
Erstens merke ich im Coaching mit Kunden immer wieder, dass diese eine irrsinnig starke „Außenorientierung“ an den Tag legen. Im Sinne von „was müssen sie in ihrer Funktion erfüllen“, das Erfüllen der äußeren Anforderungen. Aus meiner professionellen Haltung heraus bin ich als Coach dazu da ein wenig Unterschiede „einzustreuen“, unterschiedsbildend zu arbeiten. Das heißt, dass ich versuche - zusätzlich zur meistens bereits "gut ausgebauten" Außenorientierung - eine Innenorientierung anzubieten: UND (!). Das heißt, dass der Kunde ein wenig hinschaut: Das will dein Unternehmen, das wollen die Kunden, das will vielleicht die Gesellschaft von dir oder das sind deine Ideen dazu, was die Gesellschaft von dir will oder was du noch für Karriereschritte machen musst, was du noch für Ausbildungen machen musst UND(!) wie schaut es jetzt eigentlich mit dir aus? Was willst du? Das gilt es schön sukzessive aufzubauen und das ist ein Teil der Selbstsorge, in meinem Verständnis, das man so eine Art „Innenorientierung“ aufbaut – ZUSÄTZLICH (!) zur Außenorientierung. Um dann fester, auf beiden Beinen zu stehen: Ein „Innen- und ein Außenorientierungsbein“ zu haben.
​
Weiters habe ich begonnen mich mit dem französischen Philosophen, Diskursanalytiker Michel Foucault zu befassen. Da gibt es ein Buch mit dem Titel „Hermeneutik des Subjekts“, das ist recht anspruchsvoll, aber es geht – es sind Texte aus einer seiner Vorlesungen. In diesen Vorlesungen hat er sich stark mit dem Thema der Selbstsorge beschäftigt und es diskursanalytisch beleuchtet. Ich habe es sehr spannend gefunden, dass die Selbstsorge so ein „ewiges Thema“ ist. Das der Mensch sich, bereits in der griechischen Antike oder in der römischen Kaiserzeit und schon davor, immer wieder mit der Selbstbeziehung beschäftigt hat - mit unterschiedlichen Zweckbezügen und Ausrichtungen.

​In einem der berühmten Dialoge von Platon (Anmerkung: Alkibiades I/II) zum Beispiel spricht Sokrates mit Alkibiades. Alkibiades ist ein junger Mann, aus dem bürgerlichen Bereich, politisch ambitioniert. Sokrates führt ihn mit seiner speziellen Art und Weise, der sokratischen Vorgehensweise, mit Fragen und hinterfragen (Anmerkung: „Mäeutik“, abgeleitet von der Hebammenkunst) hin zu der Erkenntnis, dass er, bevor er in eine Regentschaft geht, eine Regierungsfunktion übernimmt, schauen sollte, dass er sich um sein Selbst – seine Seele - sorgt. Die Grundaussage ist: Schau mal, dass du dich selbst besser kennst, über dich Bescheid weißt, über deine Muster, mach dich fit, um dann in weiterer Folge überhaupt für andere gut da sein, verfügbar sein zu können. Ja und in der römischen Kaiserzeit der „Soldatenkaiser“ Marc Aurel, der in seinen Selbstbetrachtungen – wie dieses Werk heißt - Tagebuch führt und reflektiert, bis ins kleinste Detail, wie er seine Tage gestaltet, mit sich in den Dialog geht.
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Das Thema der Selbstsorge hat eine ziemliche Tradition und es ist sehr facettenreich. Beispielsweise im gesundheitspsychologischen Bereich gibt es Ideen dazu, im Sinne von Veränderung von Gesundheitsverhalten oder im soziologischen Bereich und das taugt mir, weil ich da meine vielseitigen Interessen, meine Vielseitigkeit ausbreiten kann. Das kommt dann wiederum meinen Kundinnen und Kunden zu Gute, weil diese an unterschiedlichen Orten andocken können.

Teil 2 des Interviews

Weiterlesen? Link zum 2 Teil des Selbstsorge-Interviews.

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Literaturempfehlungen
  • Buber, M. (2018). Der Weg des Menschen. Güthersloher Verlagshaus
  • Foucault, M. (2009). Hermeneutik des Subjekts. Suhrkamp Verlag
  • Schmid, W. (2017). Schönes Leben?. Suhrkamp Verlag
  • Tsültrüm, A. (2009). Den Dämonen Nahrung geben. Arkana
  • Wolfers, M. (2017). Freunde fürs Leben –
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Das Selbstsorge-Interview - die Fortsetzung | Teil 2

5/28/2021

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Wir müssen nicht perfekt sein

Martina Hammer-Wostal hat mir in Ihrem Podcast "Meditation & Inspiration" ein paar spannende und persönliche Fragen zu meiner Arbeit als Coach und zum Themenbereich der Selbstsorge gestellt.

​Hör oder lies rein in den 2 Teil dieses Interviews, vielleicht ist etwas Anregendes für dich, für deinen persönlichen Weg der Selbstsorge dabei. 

​Den ersten Teil des Interviews findest du hier.
Eine Idee wäre zum Beispiel, dass man sich als „Lernwesen“ sieht oder als „spielerisches Wesen“, als „neugieriges Wesen“​
Gregor Butz

Kurvenkompetenz

Das klingt alles sehr spannend und fundiert, sehr ausgearbeitet. Diese Selbstreflexion, diese Innenschau, sich mit sich selbst, mit seinen Mustern zu beschäftigen, das fällt manchen so schwer, weil glaube ich die Angst davor groß ist – oder was macht das so schwer?
Aus der Gesundheitspsychologie gibt es Modelle, die auf ein paar Punkte hinweisen, wo man draufschauen könnte – die es möglicherweise so schwer machen. Ganz ein häufiger Punkt ist zum Beispiel, dass Selbstsorge überhaupt kein Thema mehr ist, dass es vergessen wird. Wir leben alle in einer sehr herausfordernden Zeit – auch vom Zeitgeist her – viele, viele Anforderungen, Inputs. Gunther Schmid, der Begründer der Hypnosystemik hat den Begriff der „Zuvielisation“ geprägt, den ich recht passend finde. Ja und da kann es in solchen Zeiten passieren, dass „das Selbst“ sich vergisst – in gewisser Weise. Dann gilt es halt wieder jemanden schrittweise dort hin zu führen: Aha, und wie geht es dir jetzt damit? Wieder spüren zu lernen, die eigenen Bedürfnislagen wiederzuerkennen.
​
In der Selbstsorge gibt es auch so eine Art Spektrum. Ich kann zum Beispiel auf einer Skala von 1 bis 10 sagen: Auf 1 bin ich in der „Selbstvernachlässigung“ und bei 10 bin ich möglicherweise auf dem totalen „Ego-Trip“. Da verwende ich in meinen Coachings oder in den Vorträgen oft den Begriff der „Kurvenkompetenz“. Das ich spüren lerne, wo bin ich den auf dieser Skala gerade unterwegs? Spüren, wann es in die Selbstvernachlässigung geht – manchmal gibt es körperliche Symptome, wie schlechterer Schlaf, sorgenvolle Gedanken oder fahriges Verhalten, schnelleres Sprechen, schnelleres, ständiges Tun („Aktionitis“) – fast schon maschinell. Das wären zum Beispiel so Hinweisgeber, im Sinne von: „Achtung jetzt braucht es vielleicht wieder ein wenig Zeit, ein wenig Selbstbetrachtung!“. Wieder hinzuschauen: Wo stehe ich? Wie geht es mir dort? Ist das der Ort wo ich sein will? Brauche ich mehr dieses oder jenes? Und in die andere Richtung genau so, in Richtung „Ego-Trip“. Selbstsorge ist nicht die Idee, dass man jetzt ständig besorgt durch die Welt läuft und sagt: „Ui, hoffentlich mache ich die Selbstsorge jetzt richtig, richtig gut“.
Sondern Selbstsorge ist ja auch ein Prozess - wie alles, oder?
Ja, auf jeden Fall. Interessant ist ja auch der Begriff der „Sorge“, der indogermanische Wurzeln hat. Da gibt es zwei Bedeutungen und zwar „sergh“ und „suergh“. Zwei unterschiedliche Bedeutungen – die erste, ist diese ängstliche, seelisch belastende Sorge, die wir alle kennen: Ich sorge mich, ich bin besorgt. Die andere Bedeutung ist dieses „kümmern“. Da geht es um ein Verantwortungsverhältnis zu einem anvertrauten Wesen. Dieses anvertraute Wesen wäre im Kontext der Selbstsorge das eigene Selbst. Das natürlich keine fixe Instanz ist, sondern es verändert sich auch, aber es ist eine sehr wichtige, integrierende Instanz von unseren vielen „inneren Anteilen“, die wir "haben".

Domänen der Selbstsorge

Wenn ich abseits von Coaching mit Selbstsorge anfangen will - kannst du uns da ein Werkzeug in die Hand geben? Du hast schon gesagt: die Selbstbetrachtung, die Selbstreflexion, die Skala von 1 bis 10 – gibt es da etwas, was du uns mitgeben könntest?
Da gibt es sehr viel. In habe in meinem Modell 5 Bereiche – ich sage immer dazu die „5 Domänen der Selbstsorge“ identifiziert.
​
Eine Domäne ist zum Beispiel die Selbstfreundschaft, die Selbstbeziehung. Hier ist eben die Frage: Wer bin ich als menschliches Wesen? Eigentlich fast anthropologisch betrachtet. Da gibt es ja viele Ideen dazu. Eine Idee wäre zum Beispiel, dass man sich als „Lernwesen“ sieht oder als „spielerisches Wesen“, als „neugieriges Wesen“. Wir Menschen haben die Fähigkeit zur Veränderung und wir „müssen“ uns ja auch immer wieder in gewisser Weise verändern, weil Konstellationen da sind, die Veränderung fordern. Und in diesen Situationen der Veränderung ist es nicht allzu hilfreich, zu streng zu sich zu sein. Eine maschinelle Metapher von sich selbst zu haben. Das merke ich in den Coachings sehr oft, diese Strenge, diese Selbstentwertung, fast schon „Selbstgeißelungsprozesse“. In solchen Übergangssituationen biete ich Kund*innen oft das Bild eines „jungen Welpen“ an. Dieser ist ständig in Übergangssituationen, in Veränderung, der muss viel lernen, wo er „Pipi-machen“ darf, was er dort darf, was er nicht darf. Stell dir vor, wie du mit so einem lernenden Welpen umgehen würdest?
Liebevoll ...
Liebevoll – ja! Oder, wenn du dir selbst ein guter Freund wärst, wie würdest du in dieser Situation mit dir umgehen?
Ich würde ihm ein angenehmes Umfeld bereiten, ich würde liebevoll sein, ich würde zugewandt sein ...
Ich denke das ist ein ganz wichtiger Punkt, diese Selbstbeziehung. Mich zu akzeptieren auch mit meinen „cracks“, die ich habe – ohne perfekte Angebote liefern zu müssen. 
Nicht den Anspruch haben perfekt sein zu müssen ... 
Genau – und dann gibt es noch weitere Domänen, zum Beispiel die Viel-Seitigkeit. Da ist mein Angebot seine Vielseitigkeit wiederzuentdecken: die innere und die äußere Vielseitigkeit. In Kontakt zu gehen mit seinen „Seiten“, auch mit jenen, die man vielleicht manchmal gar nicht so an sich mag: die Angst, die Wut oder den Ärger. Oft machen wir es ja eher so wie Herakles bei der „Hydra“. Das vielköpfige Ungeheuer aus der griechischen Mythologie mit den Schlangenköpfen. Wir graben ein tiefes Loch, dann rein mit der „Angst“ und es wird schon nichts mehr passieren. Aber das Problem ist, dass diese Seiten, dann eher größer, dominanter werden. Diese Seiten klopfen dann an im „inneren Wohnzimmer“ und sagen laut: "Hallo! Hallo!". Manchmal hilft es da in den Kontakt mit diesen Seiten zu gehen und man wird möglicherweise merken, dass diese Seiten, zum Beispiel die Angst, auch hilfreich sein will, Hinweise geben will. Diese Angst oder die Wut oder der Ärger wollen gehört werden – oder die Kreativität, Seiten die schon lange nicht mehr „bedient“ worden sind.

Bei Menschen die unzufrieden sind könnte es eine Idee sein hinzuschauen, ob man zu einseitig unterwegs ist. Ein Ausbildner der European Systemic Business Academy, wo ich die Coaching-Ausbildung absolviert habe, der Johann Tomaschek, hat immer gesagt: Wir Menschen kommen mit einer Klaviatur zur Welt und dann mit 18, 20, 30, 40 drücken wir Taste C, Taste D und Taste C und Taste D – und jetzt wäre eben die Idee zu schauen, welche Seiten würde ich gerne wieder „spielen“ und schauen was passiert ... 

Und dann gibt es noch 2 Bereiche: Die Orientierung, sich immer wieder orientieren, Ziele entwickeln, Sinnthemen und ganz wichtig die WIR-Welten: Ich, mein Selbst in Beziehung. Die Idee wäre sich ein gutes Ich-Standbein aufzubauen, um besser in den Beziehungs-Welten zu stehen. Wir kennen das ja im Alltag mit Kindern. Wenn wir als Eltern gut für uns sorgen, dann können wir für unsere Kinder anders verfügbar sein. 

Ästhetik der Existenz

Die Anforderungen von Außen sind hoch. Wir haben verschiedene und viele Rollen. Du bis ein liebender Familienvater, ein Ehemann, du bist in der Ausbildung zum Psychotherapeut, arbeitest als Coach. Du arbeitest mit ganz unterschiedlichen Gruppen als Coach. Da muss man schon schauen, dass man sein Ich stärkt und sein Ich in die Mitte stellt.
Ja, und sich auch zu überlegen: Wie will ich es eigentlich anlegen? Das geht in Richtung Selbstbestimmung, die von Michel Foucault stark ins Zentrum gestellt wurde. Zu versuchen eine eigene "Ästhetik der Existenz“ zu entwickeln. Ich finde diese Idee sehr schön. Eine ganz interessante, neuartige Betrachtungsweise in Anbetracht der heutigen Zeit mit "techniklastigen" Trendbewegungen, wie zB Digitalisierung. Hier zu sagen: Ich stelle „das Schöne“ wieder in den Mittelpunkt meines Lebens. Wie kann ich für mich und meine Familie eine schöne Existenz gestalten? Eine, wo vielleicht am Ende des Lebens ein anderer sagen würde: „Die oder der hat ein schönes Leben gelebt“. Das könnte schon eine interessante Inspiration sein: Seine eigene "Ästhetik der Existenz“ zu entwickeln. Natürlich – die Anforderungen im Außen gibt es. Aber ich will schon der sein, der entscheidet: Diese Anforderung "so", das "mehr so" oder vielleicht gar nicht und nicht alles perfekt (!) – sonst werden wir untergehen und es könnte schwierig werden (lacht).

Sich inspirieren lassen - sich ausprobieren

Eine Frage, die ich zum Abschluss noch gerne meinen Podcast-Gästen stelle: Wie sorgst du selbst für Entspannung? Wie tankst du Energie?
(lacht) Wie sorge ich selbst für Entspannung? Also was ich sehr gerne mache, ich stehe ein wenig früher auf und lese. Haue mich in den Hängesessel rein und lese. Ich lese gerne und da habe ich so meine 1-2 oder vielleicht sogar 3 Stunden am Wochenende, wenn die Familie länger schläft und kann dann in Ruhe lesen, mache mir ein wenig Notizen, lasse mich inspirieren. Was ich gerne mache ist Musik. Ich spiele selbst ein wenig Ukulele, da mag ich den Klang. Manchmal eben auch Dinge, die so gar nichts mit meiner Tätigkeit zu tun haben, sondern mir einfach gut tun – warum auch immer sie mir gut tun. Das möchte ich dann gar nicht so genau wissen (lacht).
Was für mich von der Profession her wichtig ist, dass ich Supervision in Anspruch nehme, um dann Themen, die in der Begleitung bei mir „aufpoppen“ bearbeite – meine blinden Flecken, meine Muster. Für mich ist das eine Art der Selbstsorge, weil ich mich da besser kennenlerne und dann manche belastenden Situationen in der Begleitung einfach anders „nehmen kann“. Weiterbildung, Entwicklung, Selbstreflexion ist ganz wichtig in diesem Bereich. Was gibt es noch? Ja, schon –  Sport ist irrsinnig wichtig. 
Spielst du heute noch gerne Fußball?
Ja, witzigerweise habe gestern ein wenig „gegaberlt“ im Hof. Das mache ich recht gerne. Oder mit den Kindern – da haben wir jetzt so ein kleines Tor im Garten, wo wir Handball spielen. Regelmäßig unregelmäßig fahre ich mit dem Ergometer. Das ist für mich so ein ganz stupides Fahren, eine halbe, dreiviertel Stunde und ich habe das Gefühl, dass ich da runter gehe von diesem Gerät und ein komplett anderer Mensch bin. Ich habe dann andere Ideen, gewisse Dinge, die vorher sehr eng waren in der Wahrnehmung weiten sich – durch die Bewegung. Das ist meins und ich denke jeder hat da so seine Bewegung, die für sie oder ihn hilfreich ist. Das ist etwas, was man einfach spüren kann – ausprobieren. Sich inspirieren lassen.
Ein gutes Stichwort – Danke für deine vielen Inspirationen, danke für deine vielen Impulse. Alle Bücher und Anregungen werden wir im Podcast in die Shownotes stellen. Vielen, vielen Dank, dass du da warst und dir die Zeit genommen hast.
Ich sage Danke! Vielen Dank!

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  • Buber, M. (2018). Der Weg des Menschen. Güthersloher Verlagshaus
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