Schönes, und ...
Wir treffen uns mit Freundinnen und Freunden am Christkindlmarkt auf einen Glühwein, genießen das Zusammensein. Vielleicht finden wir Gefallen an den Gerüchen von Lebkuchen, Zimt und Tannenduft oder schätzen das struktur- und haltgebende, spirituelle “Moment” der weihnachtlichen Bräuche und Traditionen. Zum Beispiel das gemeinsame Singen vor dem Adventkranz, das Schmücken des Christbaums begleitet von Weihnachtsliedern, die uns in eine feierliche, als friedlich erlebte Stimmung versetzen.
Hören statt Lesen - OriginalWerk-PodcastAngebote sich “aufzureiben”
Und alle Jahre wieder hat die, im wahrsten Sinne des Wortes, hoffnungs-volle (!) Weihnachtszeit einige “verführerische Angebote” für uns im Sortiment. “Angebote” uns zwischen - manchmal vielleicht ein Stück weit überhöhten - eigenen oder fremden Ansprüchen, Erwartungshaltungen (zB an die Gestaltung des Weihnachtsfestes, etc.), Soll-/Nichtsoll-Vorstellungen, Sehnsüchten in Bezug auf das “Miteinander” (zB Harmonie, Frieden, etc.) und beruflichen und sozialen “Verpflichtungen” wiederholt und äußerst effektiv "aufzureiben". Zum "Fest der Liebe” sollte "es" (endlich wieder) "klappen" mit dem Kontakt zur Familie, den Eltern, der/dem Partner:in, dem "Kunden XY". Selbst, wenn es unter dem Jahr oder in der Vergangenheit herausfordernd oder konfliktreich war - heuer wird es mit absoluter Sicherheit besser werden! Oder etwa nicht? Der “Ent-Täuschungs-Raum” wird groß, baut bzw. lädt sich sukzessive auf: Ein hervorragendes Milieu für “Drama, Baby! Christmas-Drama!"
Das Weihnachtsfest kann schöne und ebenso “schmerzhafte” Erinnerungen ins Bewusstsein rufen. Manchmal sind geliebte Menschen nicht mehr bei uns. Dieser “einzigartige Sound”, den (nur) diese “wichtigen Anderen” in uns zum Klingen gebracht haben, erklingt nicht mehr. Wir spüren, dass sie uns sehr fehlen. Weiters könnte in dieser intensiven "Zeit der Gemeinsamkeit” die eigene erlebte “Einsamkeit in Anwesenheit der Anderen” verstärkt ins Licht der Aufmerksamkeit rücken. Je nach Original-Geschichte und individuellem Kontext bringt die Weihnachtszeit "Unterschiedliches" zum Vorschein. Einige "starke Angebote", die uns herausfordern und uns manchmal "triggern". 1 Anregung: Positive Hoffnungslosigkeit?
Eine wesentliche Herausforderung könnte darin bestehen einen konstruktiven Umgang mit folgendem Spannungsfeld zu finden: dem zwischen (aufgeladener) "Idealität" und “Realität”.
Die oben bereits erwähnten eigenen Ansprüche, Erwartungen und Soll-Vorstellungen “klarer”, bewusster und gut sichtbar zu haben, wäre ein erster möglicher Schritt, um einen anderen, leichteren Umgang mit diesem Spannungsfeld zu etablieren. Wir könnten beispielsweise folgende Fragen - vielleicht sogar schriftlich - für uns beantworten:
Danach könntest du mit dir "selbstfreundschaftlich" in den inneren Dialog gehen, um diese möglicherweise unerfüllten Sehnsüchte, Eigen-Ansprüche wertschätzend anzuerkennen und zu "normalisieren": "Ich bin OK, es ist OK, dass ich diese Ansprüche, Erwartungen, "Idealitäten" habe UND sie werden wahrscheinlich nicht (mehr) in dieser Art und Weise - vielleicht jedoch anders und/oder wo anders - erfüllt werden UND das ist traurig UND vielleicht auch ärgerlich UND ich kann hier und heute als erwachsener, selbstbestimmter Mensch meine Bedürfnislagen eigenständig abdecken. 'Meines' aktiv gestalten, meine Haltung, meine Einstellung zu den Anforderungen des Lebens wählen." Diese Haltung der sogenannten "positiven Hoffnungslosigkeit" (Mahr, 2016), das bewusste "Loslassen" von möglicherweise unerreichbaren "Idealitäten" vergrößert den Raum für Überraschungen und verkleinert den Raum für Ent-Täuschungen. Diese Haltung könnte unter Umständen das Miteinander in dieser "hochaufgeladenen Zeit" ein klein wenig "entspannen". Es "muss" weniger sein, es "ist" wie es "ist" UND ich habe dennoch eine - nach Viktor Frankl - wichtige persönliche Freiheit: "Der Mensch ist nicht frei von seinen Lebensbedingungen, aber frei zu diesen Bedingungen Stellung zu nehmen." 2 Anregung: Musterunterbrechung
Musterunterbrechung - was soll das heißen, vor allem in Bezug auf das Weihnachtsfest? Um diese Frage beantworten zu können, werde ich zuerst kurz darstellen, was unter "Muster" verstanden werden kann und weshalb dieses "Konstrukt" des "Musters" in systemisch-konstruktivistischen Beratungsansätzen so bedeutsam und - unabhängig vom Weihnachtsfest - auch in anderen "herausfordernden Situationen" oftmals einen Blick wert sein kann.
Das "Muster-Konstrukt"
Stiles Stilinski ein fiktiver Charakter in der amerikanischen Serie Teen-Wolf weist mit einem Ausspruch gleich auf zwei wichtige Aspekte von "Mustern" hin: "One's an incident, two's a coincidence, and three's a pattern?". "Muster" haben also etwas mit Wiederholung "vom Selben" zu tun und "etwas wiederholen" impliziert einen "prozessualen Charakter". "Etwas" wird nicht einmal oder zweimal wiederholt, sondern immer wieder einmal in ähnlichen Konstellationen, in ähnlichen Situationen ("Kontexten"). Dieses "etwas", die "Elemente" des Musters können zum Beispiel Verhalten sein: etwas (nicht) sagen, schreien, etwas (nicht) tun, weggehen, sich ärgern/freuen, sich aufrichten, sich verkrampfen, etwas/jemanden/sich selbst "so oder so" beschreiben oder bewerten ("Narrative"), etc. - oder Reaktionen auf zuvor gezeigtes Verhalten von anderen oder zu sich selbst hin im Sinne eines "inneren Gesprächs" (Stichwort: Self-Talk), eines "inneren Erlebens" (zB Selbst-Stärkung, Selbst-Abwertung, etc.). Elemente von Mustern wären auch Kontexte, Umgebungen - Orte oder andere Personen, andere Tageszeiten uvm. Im Endeffekt, kann ein Muster Elemente des gesamten menschlichen Erlebensspektrums beinhalten.
Durch dieses Wiederholen entstehen - manchmal sogar unwillkürlich - Gewohnheiten, die unser Leben erleichtern ("gute Gewohnheiten"). Muster, die uns unter Umständen sogar Halt und/oder ein Stück weit Sicherheit geben, zB in Bezug auf erwartbares Verhalten für sich und andere (Willemse, 2018): "In sozialen Systemen führt die zirkuläre Wiederholung annähernd gleicher Abläufe dazu, dass sich Erwartungen und bestimmte für das jeweilige System typische Muster (etwa Familientraditionen oder Organisationskulturen) bilden. Auf diese Weise erhält das System ein Gleichgewicht aufrecht, das in der Systemtheorie als Homöostase bezeichnet wird." Im systemisch-konstruktivistischen Ansatz gibt es nun die Idee, dass "Muster" manchmal zu "Problem-Mustern" werden können. Das heißt wiederholtes, ähnliches, verfestigtes Verhalten ("Prozesse"), die mit "dem Problem", den erlebten "Problem-Symptomen" assoziiert sind (Schlippe, 2016): "Ein Symptom, ein Problem [...] sind keine Dinge, sondern Prozesse, gebildet durch Handlungen und Kommunikationen verschiedener Personen." Meine Weihnachts-Problemmuster
Bezogen auf das Weihnachtsfest könnten wir uns nun folgende Frage stellen: Was wäre so eine typische Situation, ein Auslöser für mich - in welcher Konstellation "kippe" ich zu Weihnachten immer wieder in eine "Dynamik", die mir/anderen im Effekt nicht gut tut. Ein Muster, das ich als "problematisch", als "Problem" erlebe, als unangenehm - vielleicht sogar als belastend?
Um nun den Elementen dieses eigenen "Weihnachts-Problemmusters" - im Sinne eines "analytischen Blickes" auf die Spur zu kommen, die "Dynamik" ein wenig besser nachzuvollziehen ("Verstehbarkeit") wären folgende "absurde Fragen" hilfreich:
Die Antworten auf diese Fragen könnten uns hilfreiche Hinweise auf "Muster-Elemente", auf "Muster-Dynamiken" geben - Erkenntnisse liefern, wie sich ein "Weihnachts-Problemmuster" entfaltet. Und schon alleine die Erkenntnis, wie sich ein "Problem-Muster" entfaltet, macht ein wenig unabhängiger, erleichtert und fördert das eigene Selbst-Verständnis. Unterbrechungs-Möglichkeiten
Was heißt nun Musterunterbrechung - im Allgemeinen - und bezogen auf die erkannten "Weihnachts-Problemmuster". Milton Erickson, der bekannte amerikanische Psychotherapeut, Ideenspender für viele Psychotherapieansätze, war ein Meister der Musterunterbrechung und bringt die Idee der Musterunterbrechung auf den Punkt: "Das übliche Symptommuster in Stücke brechen oder einen kleinen oder größeren Symptomaspekt verändern."
Es geht also darum, Veränderungen in das bekannte Muster "einzuflechten". Zu überlegen, was an dem immer gleichen Ablauf, an den o.a. einzelnen Elementen des "Problem-Musters" verändert werden könnte. Das können auch ganz kleine Veränderungen oder leichte Variationen puncto Raum, Zeit, Ablauf oder beteiligten Personen sein. Schmidt (2015) führt aus: "Veränderungen des Erlebens entstehen immer dadurch, dass Unterschiede in diese Muster eingeführt werden. Damit wirksame Änderungen angeregt werden, muss dann auch nicht ein ganzes Muster verändert werden, sondern es genügt meist, Unterschiede in einem oder mehreren Elementen einzuführen." Damit werden nicht nur die direkt veränderten Elemente erfasst, sondern in Wechselwirkung das ganze Muster. Wie können solche Musterunterbrechungen beispielhaft aussehen?
Lust auf ein Experiment: "The proof of the pudding is in the eating" ;o) 3 Anregung: Die “Schönheit” der kleinen Freuden
Auch wenn - beispielhaft - Tante Ulli jedes Jahr mit Ihren "subtilen Anspielungen" nervt, der Schwiegervater, die Schwiegermutter "nicht angefragte Gratis-Tipps und Tricks verbreiten", die Kinder schon komplett "überdreht" am eigenen Nervengerüst rütteln und die Hektik und der Erwartungsdruck der "perfekten Zeremonie" auf einen "überschwappt" - es gibt sie trotzdem diese "Schönheit der kleinen Dinge", auf die wir uns - wenn wir den Blick bewusst auf sie richten - freuen können. Die "kleinen Dinge" die uns "stärken", uns wieder aufrichten, uns "innerlich freudig grinsen" oder uns ein Stück weit gelassener (re-)agieren lassen.
Der gute gebackene Karpfen UND Tante Ullis "Anspielungen" UND das lustige Spiel X/Y, wo wir immer so viel lachen UND die "Tricks und Tipps der Schwiegereltern" UND das Eislaufen in den Weihnachtsferien UND ...
Selbstsorge-Kompetenz entwickeln
Manchmal kann es hilfreich sein gemeinsam, methodisch geführt, in einem geschützten und neutralen Rahmen seine Selbstsorge-Kompetenz weiterzuentwickeln. Gerne begleite ich dich auf diesem Weg.
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AusrichtungIn diesem Blog verschriftliche ich hilfreiche Impulse im Zusammenhang mit meiner Tätigkeit im Life- & Business-Coaching, Counseling, Sparring: Persönliche Erlebnisse, Inspirationen, konkrete Anregungen für Ihren persönlichen Weg der Selbstsorge und ein gutes Miteinander.
Falls Sie lieber hören, statt lesen - gerne! Ausgewählte Beiträge stehen Ihnen auch im OriginalWerk Podcast "Selbstsorge-Impulse" zur Verfügung. Informationen zum Angebots-Spektrum von OriginalWerk, sowie meinem Hintergrund finden Sie unter:
www.OriginalWerk.at Viel Freude beim stöbern wünscht Ihnen, Mag. (FH) Gregor Butz Archiv
Juni 2024
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